nicht verlässt, wenn er von hier auf das Wasser der Drina schaut. Eine rothe Marmortafel in den Mauern der Burg, auf der sich eine Frauengestalt und eine unleserlich gewordene altbosnische Inschrift befinden, erinnert an die schönste Herrin von Zwornik, an Jelena, die im Volksmunde nur »Prokleta Jelena« (die verfluchte Helene) genannt wird. Es ist eine wilde Geschichte, die Milena Mrazovi6 in ihrem »Selam« (Berlin, Deutsche Schriftstellergenossenschaft) zu einer wirkungsvollen N ovelle verarbeitet hat. Jelena regierte angeblich allein auf Burg Zwornik, als Bosnien noch immer den Zankapfel zwischen Ungarn, Serbien und den bosnischen Theil-fürsten bildete. Sie war weit und breit berühmt wegen ihrer Schönheit und ihresjungfräulichen Stolzes, der jedenFreier abwies. Drei Brüder des edlen Vuk Jugoviö irrten bereits auf weiten Abenteurerzügen im Schmerze über ihre hoffnungslose Liebe zu der Burgherrin, und Vuk Jugovic selbst — der Held — verweilte , . ...........lange Nächte am ien- Aus ge sprengte Strasse bei Divic zwischen 0 „ , , „ ' seitisfen Ufer der Drina, Srebrenica und Zwornik. 0 schmachtende Blicke hinübersendend auf die Gärten der bosnischen Semiramis, die sich, von starken Mauern umgeben, auf senkrecht in die Drina abfallenden Felsen ausbreiteten. Ganze Tage, lange Nächte weilt die Königin in diesen Gärten, aber Muley, der treue Mohr, der die Pforte des Burggartens bewacht, lässt ausser ihr Niemanden ein. Das Falkenauge Vuk Jugovid’s entdeckt wohl hoch oben in der Felsenmauer über der Drina noch eine andere Thür, dicht bedeckt von wilden — 232 —