ingenieurs, Forstinspektors usw. Eine Kaserne beherbergt den bewaffneten Schutz, doch ist er bei der Bevölkerung nicht mehr nöthig. Die Leute sind sehr zuvorkommend und finden bei dem gesteigerten Verkehr ihr gutes Auskommen. Als ich vor langen Jahren das erste Mal nach Jablanica kam, da sah es hier ganz anders aus; in einem Han fand ich türkisches Unterkommen mit sehr viel Ungeziefer. 1885 traf ich ein grosses Truppenlager. Eine Kärntnerin hielt ein Gasthaus, das mehr einer grossen Kantine glich, das aber doch schon gutes Essen bot. Im Jahre 1888 war eine Art Fremdenkolonie durch den Bahnbau entstanden; neben den grossen Militär-und Arbeiterbaracken hielten sich viele Kantinen, ein ordentliches Gasthaus, mehrere Kaffeebuden, einige Krämer, und auch ein böhmischer Schuhmacher war schon angesiedelt. 1894 hatte sich aus den provisorischen Fortschritten der dauernde entwickelt. Jablanica ist ein Luftkurort ersten Ranges und in vieler Hinsicht wird man an schweizerische und Tiroler Sommerfrischen in den Hochalpen erinnert. Durch die bequeme Verbindung mit Sarajevo und Mostar, sowie durch die regelmässigen Diligencefahrten durch das Ramathal nach Prozor und Bugojno zum Anschluss an die dortigen Bahnlinien nach Jajce und Travnik-Lasva besitzt Jablanica aber einen grossen Vorzug vor seinen in Tirol und der Schweiz gelegenen Rivalen und es ist ihm ein bedeutender Aufschwung sicher. Jablanica, dessen Bevölkerung meist mohammedanisch ist, nimmt im Islam eine eigene Stellung ein, weil hier die Frauen nicht verschleiert gehen. Schon bei der Einführung des Mohammedanismus scheinen die Frauen hier die Hosen angehabt zu haben, die sie allerdings sichtbar auch heute noch tragen; sie verweigerten die Annahme von Feredscha und Jaschmak, blieben der alten Kleidung treu und tragen sie heute noch. Da der Türke den Volksgebrauch — das Adet — stets achtet und ihn als Gesetz betrachtet, so blieben auch die Vorkämpferinnen der P'rauenrechte von Jablanica stets unbehelligt. Von verschiedenen Seiten wird dieses Festhalten der Frauen an ihrem alten Rechte als eine Nachwirkung des bogomilischen Glaubens bezeichnet. Dass hier ein grösser Mittelpunkt dieser Sekte war, wird durch die zahlreichen Grabsteine bewiesen. Die Häuser der Einheimischen sind in Jablanica grossentheils aus schwarzweissen Lavaschlacken erbaut und mit den Platten jenes Thonschiefers gedeckt, der neben dem Jurakalk in dieser Felsengegend das herrschende Gestein bildet und mit seinen phantastischen Gestaltungen und Schichtungen das enge Defilé, in welchem unten das Wasser der Narenta rauscht, fast so erscheinen lässt, als ob es von übermenschlichen Händen künstlich erbaut worden wäre. Und in das Narentabett ist von der modernen Technik buchstäblich die Bahn gesprengt und aufgemauert. Es giebt wenige so waghalsige und so interessante Bauwerke in Europa. Von Jablanica abgehend, kommt der Zug auf einer Brücke von bemerkens- — 290 —