Knien reichender weiter reichfaltiger Schoossrock. Charakteristisch ist bei den Männern die Kopfbedeckung. Burschen und junge Männer oder europäisirte Mohammedaner tragen nur den Fez. Aeltere Männer winden ein Turbantuch darum. Die Farbe eines solchen ist verschieden. Der Hodäia (Geistliche) und Schriftgelehrte tragen es schneeweiss, die Mekkapilger gelblich-weiss mit reicher Seidenstickerei (Achmedija); die Derwische grün. Der Reiche nimmt einen seidenen Trabolos, der Aermere benützt ein rothes oder einfach geblümtes Wolltuch. Bei Christen ist der Turban roth oder dunkelfarbig und selten geblümt. Während sich beim Kostüm des Städters immer der gleiche Typus mit ganz geringen Unterschieden wiederholt, zeigt die Kleidung der Landbevölkerung die mannigfachsten Lokalverschiedenheiten, auch bei Frauen, doch lassen sich, wenn von den slavonischen, dalmatinischen und montenegrinischen Grenzgebieten abgesehen wird, wo fremde Bekleidungsformen ihren Einfluss geltend machen, folgende drei Hauptgebiete unterscheiden: Die Krajna (Nordwesten Bosniens), wo die Frau ein langes, am Brustlatz und an den weiten Aermeln reichgesticktes Hemd und darüber einen dunkeln Zobun — eine oft bis zu den Knien reichende, mit Schooss-theilen versehene Jacke aus Loden — trägt und den Kopf mit einer grossen weissen Okruga (Kopftuch) verhüllt. Den Mangel an Reichthum in der Bekleidung ersetzt ein oft fabelhaft gewichtiger Münzenschmuck, der in Form von Brustlätzen (Gjerdan), von Zopfgehängen am Gürtel oder an der Mütze getragen wird. Das mittelbosnische Frauenkostüm unterscheidet sich durch die Anwendung der Pluderhosen, die nur bei alten Frauen durch eine bis zur Erde wallende Anterija ersetzt werden; ferner durch den kürzeren, je nach der Gegend, schwarz, roth oder braun gefärbten Zobun. Der Kopfputz ist ähnlich dem der Mohammedanerin, nur ist der Tepeluk tellerartig, die Fransengarnitur reicher, oft mit Goldquasten, und um die Jemenija — das um den Fez geschlungene Kopftuch — werden unzählige Blumen, Flitter und Silberagraifen gehangen. Die herce-govinische Frauentracht zeichnet sich durch blendende Weisse aus. Der Zobun ist nur kurz, wie der ärmellose Rock; die Pluderhosen vertritt ein bis zur Erde reichender schwerer weisser Lodenrock. Dazu tritt reicher Münzen-und Metallschmuck. Eigenthümlich gestaltet sich in den verschiedenen Gegenden die Schürze. Am schönsten ist sie in der Krajna, wo sie Teppichmuster als Stickerei zeigt und mit langem Fransenbesatze verziert ist. In Mittelbosnien ist sie einfach, in der Hercegovina ein schmaler brauner Wolistreifen. Im Spreöathal trägt man gar zwei Schürzen, vorn und rückwärts, während im Drinagebiete die Schürze zu einem schmalen, mit Fransen besetzten Streifen zusammenschrumpft. * * * — 95 —