Gottesdienst dem einfachen Sinne des Waldvolkes am meisten zusagten, da wurden Kreuzzüge veranstaltet. Ungarns Könige wurden zu Vollstreckern des-päpstlichen Willens ausersehen, und wenn auch stets weltliche Zwecke mit verbunden wurden, konnte es doch nicht ausbleiben, dass das bosnische Volk geschwächt, in seiner Widerstandskraft immer mehr gelähmt wurde. Die Bane, Zupane und Könige des Landes standen bald auf katholischer, bald auf bogomilischer Seite; im Namen des Gottes der ewigen Liebe wurde das Land verheert, Thron wirren jthaten das Weitere, der Hass der Söhne eines Volkes gegen einander nahm immer zu, bis schliesslich die Osmanen an den Grenzen standen und nun leichtes Spiel hatten, in Bosnien festen Fuss zu fassen. Der langjährige Widerstand, den einige feste Plätze leisteten, zeigt, dass es den Türken kaum gelungen wäre, das Reich zu unterjochen, wäre ihnen eine einheitliche Nation gegenübergestanden. Aber froh, den steten Verfolgungen zu entgehen, traten die Bogomilen meist zum Islam über; der im Innern seines Herzens und auch vielfach äusserlich patarenisch gesinnte Adel folgte dem Beispiele, wo er nicht selbst voranging, und so vollzog sich die Mohammedanisirung Bosniens und der Herce-govina rascher und gründlicher, als in jedem anderen Balkanlande. Es. ist nicht meine Aufgabe, hier eine Geschichte der Bogomilen zu schreiben,, dies ist von berufener Seite zum Theil geschehen, aber erwähnen muss ich diese Periode, denn auf allen Wanderungen im Lande stösst man auf die Grabdenkmäler der Bogomilen, grosse sarkophagartige Steine von oft kolossalen Dimensionen, bald mit, bald ohne Gravirungen. Fast alle Funde sind in der Sarajevoer Museumszeitschrift (»Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini«), von der auch vier Bände in deutscher Ueber-Setzung vorliegen, mit Abbildungen und Beschreibungen erschienen, und Interessentenkreise müssen auf diese Quelle verwiesen werden. Die mohammedanische Zeit, die eine Rajah schuf, die rechtlos war, konnte die religiösen Grundsätze nicht ausgleichen, sie konnte sie nur noch vertiefen. Denn der zum Islam übergetretene slavische Bosnier wurde ein fanatischerer Mohammedaner, als sein osmanischer und asiatischer Genosse, und gerade Bosnien blieb bis zur Okkupation der Sitz des sogenannten Alttürkenthums. Als Sultan Mahmud in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts die Janitscharen niedermetzeln liess und administrative wie militärische Reformen einführen wollte, da erhoben sich die bosnischen Mohammedaner; unter Hussein Berbirli Aga, dem genialen Kapitän von Gradafac, säuberten sie das ganze Land von den osmanischen Beamten und Soldaten. Mit den Albanesen unter Mustapha Pascha von SkutarL vereinigt, zog das bosnisch-albanesische Heer gegen den »Giaursultan« von Stambul, und es wäre vielleicht, da der russisch-türkische Feldzug von 1828—29 erst beendet war, der verwegene Plan geglückt, wenn nicht der Grossvezier Zwietracht in das Lager der Aufständischen gesät hätte, — 20 —