Es mussten an elf verschiedenen Punkten Steinbrüche eröffnet werden, wodurch sich die Baukosten natürlich sehr steigerten. Die Werkmeister waren eingeborene Hercegoviner, meist aus dem Popovopolje, Bauleiter durch sechs Jahre der abendländisch gebildete Peter Bakula. BariSiö erlebte nicht mehr die Vollendung des Baues, aber sein Werk gedieh und wurde fertig. Und heute kennt Niemand mehr in Mostar Religionshass, alle Bekenntnisse leben ruhig und friedlich neben einander. Wird doch dicht neben der katholischen Kirche ein Nonnenkloster direkt an die Strasse gebaut, ohne dass die meist mohammedanische Bevölkerung dieses stillen Stadtviertels auch nur mit den Wimpern zucken würde. Und weiterschreitend auf unserer Wanderung durch die enge stille Strasse des Zahumje-Viertels wird das Auge immer von Neuem entzückt durch grüne Wildnisse, die sich oft über türkischen Friedhöfen zu undurchdringlichen Dickichten wölben. Wir folgen eine Zeitlang dem Lauf der Radobolja, welche die neue Wasserleitung von Mostar speist, kommen an einer Menge kleiner Kaffeegärten vorüber und kehren endlich bei einer krainerischen Wirthin ein, deren Mann früher als Feldwebel in Mostar diente. Hier gab es ein ganz annehmbares Flaschenbier, das in dem eiskalten Bache gekühlt wurde. Maulbeerbäume von riesigem Umfange, wie ich selten solche sah, beschatteten den Garten und das Haus, in dessen Gaststube zahlreiche Schwalben aus- und einflogen, die dort ihre Nester hatten. Es ist ein schöner Zug der orientalischen Völker, dass sie Thierquälerei nicht kennen, dass Vögel nicht verfolgt und gefangen, Pferde wenig oder gar nicht geschlagen werden. Es ist richtig, man pflegt in Bosnien-Hercegovina die Thiere nicht eigens, aber man lässt sie sich naturgemäss entwickeln und freut sich ihres Gedeihens. Oefter gab es Konflikte mit den eingewanderten italienischen Arbeitern, die heimischer Sitte gemäss keinen Vogel sehen können, ausser er liegt gebraten auf der Polenta. Auch die Landesregierung hat sich schon genöthigt gesehen, gegen ■diese Vertilgung Verordnungen zu erlassen. In vielen — 3°5 —