messen. Der alte Herr Jellacié spricht gut italienisch, sein Sohn fliessend deutsch, so dass Fremden ein Besuch nur empfohlen werden kann. Von den Mostarer Hotels ist das landesärarische »Hotel Narenta« das erste, beste und empfehlenswertheste. Die Zimmer sind vorzüglich, die Preise vorgeschrieben und nicht zu hoch, die Restaurations-, Lese-und Kaffeehausräume wie in den feinsten Lokalen der europäischen Grossstädte. Entzückend ist aber eine in den Garten hinausgebaute Veranda gegen Abend, wenn die verschiedenen fremdartigen Bäume mit einander leise flüstern, wenn der Mond in voller Klarheit am dunkelblauen Firmament erscheint und man die Gewässer der nahen Narenta rauschen hört. Da glaubt man sich nicht in der Hercegovina zu befinden, die mit Recht so lange Jahrhunderte die »wilde« oder die »blutige« genannt wurde. Gegenwärtig wäre neben dem »Hôtel Narenta« noch das »Hôtel Kronprinz« zu empfehlen. Sonst giebt es mehrere einheimische Einkehrwirthshäuser, eine Anzahl türkischer Hans und eine Unzahl kleiner Bier- und Weinwirth-schaften, die meist von Oesterreichern oder Ungarn gehalten werden. Auch die Dalmatiner sind viel unter den kleineren Kneipenwirthen vertreten, wie überhaupt das dalmatinische Element im Mostarer Leben eine grosse Rolle spielt. Ist das Italienische doch schon mit Umgangssprache geworden. Deutsch wird überall gesprochen, und selbst viele der Einheimischen können sich recht gut deutsch verständigen. Sie haben Lust und Liebe zum Lernen, was man besonders in den tüchtigen neuen Volksschulen beobachten kann. Dabei haben selbst die kleinen Knaben einen freien offenen Blick, einen natürlichen Anstand und ein so sicheres Benehmen, dass unsere Kinder absolut keinen Vergleich aushalten können. Die Umgebung von Mostar ist reich an interessanten Ausflügen; einer der für Jäger besonders empfehlenswerthesten wegen der zahlreichen Sumpf- und Wasservögel ist der ins »Mostarsko Blato« — den Sumpi von Mostar. Er führt diesen Namen mit Unrecht, denn wenn er im Sommer auch theilweise austrocknet, ist er doch im Ganzen ein blauer klarer Spiegel wie ein Alpensee, der sich gegen 30 Quadratkilometer ausdehnt. Von Mostar ist er eine Stunde Wagenfahrt entfernt. Am Ende der Stefanie-Allee zweigt sich die nach dem Blato führende Strasse ab und führt an den rechtsseitigen Begleithöhen des Narentathales in grossen Windungen auf die Höhe. Rechts bietet sich ein schöner Ausblick ins Radobolje-Thal. Die Berghänge sind verkarstet, nur an einer Stelle zeigt sich eine überraschend üppige Vegetation von jungen Eichen und anderem Laubholz. Es ist dies ein im Privatbesitz befindliches Grundstück, welches zum Schutze gegen die Ziegen eingezäunt wurde und den besten Beweis dafür liefert, dass auch der Karstboden, zumal in einer vor der Bora geschützten Lage, mit Erfolg bestockt werden kann, wenn man die Anpflanzungen vor den vierbeinigen Todfeinden jedes jungen Schösslings ge- — 315 —