es eben am Vorabende eines Festes war, versammelte er die Mädchen und Frauen und forderte sie auf, vor die Stadt zu ziehen und auf der »Königswiese« zu singen und zu tanzen, wie sie es in sicherer Friedenszeit zu thun pflegten. Im Laufe der Nacht kamen die Türken mit Belagerungsleitern aus ihren Verstecken hervor. Als sie sich der Stadt näherten, hörten sie lustige Lieder zur Gusla singen, sahen die im Mondenschein tanzenden muthigen Weiber und angesichts solcher Sorglosigkeit lösten sie auch sorglos ihre Reihen und warfen die Leitern von sich, um nicht auf die Burg, sondern auf die Frauen einzudringen. In diesem Augenblick erdröhnt die Kanone, Peter Keglevid stürmt aus der Festung, die im Hintergründe stehenden Truppen stürzen sich auf die Türken, die Frauen und Mädchen greifen zu den Waffen, die Türken werden bis zum letzten Mann niedergemacht. Bald erschien ein neues Heer vor Jajce. Die Stadt wurde eng eingeschlossen und durch anderthalb Jahre belagert. Auf zwei Seiten liess Ghazi Usref Pascha Minen anlegen und bedrängte die Stadt mit ununterbrochenem Geschützfeuer. Sämmtliche Wege und Pässe in der Umgebung wurden besetzt, sodass Jajce von jedem Verkehr nach Aussen abgeschnitten war, was sich um so fühlbarer machte, als die Mundvorräthe in der Festung auf die Neige gingen. Bisher erhielt Jajce so ziemlich alle Vierteljahre frische Vorräthe, während jetzt anderthalb Jahre vergingen, ohne dass es denkbar war, aus Ungarn frischen Proviant zu verschaffen. Der König Ludwig hatte zwar 1520 Anordnungen getroffen, dass dies geschehe, unter Ändern waren damit die Bane Franz Batthyänyi und Graf Tahi, wie der sonst tapfere Michael Török betraut, aber keiner wagte sich an die Ausführung der heiklen Mission. Die Türken hatten alle kleinen Burgen in der Umgebung besetzt und einzelne Janitscharen-Gruppen durchstreiften das ganze Gebiet und machten es dem Bauer unmöglich, sein Feld zu bestellen. Bald zeigten sich die ersten Spuren der Hungersnoth, die sich besonders in der Stadt doppelt fühlbar machte. Sie nahm solchen Umfang an, dass mancher Bürger vorzog, Weib und Kind zurückzulassen und heimlich zu fliehen, um sich auf Tod und Leben zu übergeben. Der tapfere Vertheidiger der Stadt sah ein, dass Jajce, wenn nicht bald Hilfe komme, verloren sei. Er schickte auf gut Glück einen gewissen Jure Mrsid ab, um Hilfe zu suchen. Diesem gelang es, sich durch den Türkenkordon zu schleichen und er gelangte nach Ofen, wo er vor dem König und den versammelten Ständen die Noth Jajces in den grellsten Farben schilderte. Er erzählte, dass alle Vorräthe bereits aufgezehrt, dass selbst Pferdefleisch nicht mehr aufzutreiben sei. Eine Mutter, vom Hunger bis zum Wahnsinn gebracht, habe ihr eigenes Kind in den Vrbas geworfen, um an ihm nicht die Qualen des Hungertodes sehen zu müssen. Seine Schilderung machte tiefen Eindruck auf Alle und besonders auf — 429 —