schliesslich die Stämme der Kroaten und Serben festsetzten, muss sich die Tradition von Mineralschätzen erhalten haben. Ein halbes Jahrtausend nach der Vernichtung Domavias lassen die bosnischen Bane wieder schürfen am Kvarac und um Srebrenica. Sie trafen nicht die alten Stellen, aber es ist nur ein Zufall, dass nicht sie bereits wieder Domavia entdeckten. Deutsche Bergleute waren es hauptsächlich, die in jener Zeit des Mittelalters dem bosnischen Bergbaue ihre Dienste widmeten. Sachsen sind es gewesen, und der Name des heutigen Ortes »Sase« (Sachse) hat ihr Ge-dächtniss bewahrt. Sie kamen theils aus Siebenbürgen, theils aus der Gegend von Freiberg in Sachsen, wenigstens ist eine Urkunde erhalten, in welcher von dort gekommenen Bergleuten besondere Vergünstigungen zugestanden werden. Ebenso waren sächsische Bergwerksansiedlungen in Olovo, wo auf Blei geschürft wurde, entstanden. Da kam die Eroberung des Landes durch die Osmanen. Der Bergbau schlief ein, und immer stiller wurde es in dem schönen Winkel zwischen Drina und Jadar. Nicht einmal die Kriegsunruhen belästigten dieses Gebiet. Es lag abseits von der grossen Heerstrasse und in den Wäldern suchte man weder Schätze, noch die Nachkommen der alten Bergleute, die ohnedies kein Metall mehr verborgen hatten. Nur Schlackenhalden erzählten von der alten gewerbsreichen Zeit, und als die neue Aera anbrach, als Oesterreich-Ungarn Bosnien zu einer neuen Auferstehung verhalf, da erstanden auch die Bergwerke von Srebrenica aus ihrem halbtausendjährigen Schlafe. Die Ausbeute lohnte sich aber nicht; der Betrieb wurde nach mehrjährigen Bemühungen wieder eingestellt und nur die staatliche Ockerfabrik liefert ein gutes Erträgniss. Dafür hat aber Srebrenica durch ein anderes flüssiges Produkt seiner Berge einen Weltruf gewonnen, durch das Wasser der Guberquelle. Früh Morgens war es, als wir uns von der Stadt aus auf den Weg machten, um eine der interessantesten neuen Anlagen in Bosnien zu besichtigen. In südlicher Richtung führt eine gutgebaute Fahrstrasse, immer bergan steigend, durch eine entzückende Waldlandschaft nach der Heilquelle des Crni Guber, des einzigen natürlichen arsen-eisenhaltigen Wassers in Europa. Immer zur Rechten den Gebirgsbach, zur Linken den Westabhang der Ausläufer des Kvarac, zieht sich der Weg etwa s/t Stunden zu Fuss in einen förmlichen Gebirgskessel, der, von drei Seiten durch steile Hänge umschlossen, ein mässiges Plateau von überraschender Lieblichkeit bildet. Die üppigste Waldvegetation, von der jungen Birke bis zur vielhundertjährigen Buche und Eiche, entzückt das Auge, und in das Rauschen der Waldriesen mischt sich das leise Flüstern der Tannen und Fichten, die einen berauschenden bruststärkenden Wohlgeruch ausströmen. Im Waldteppich aber, ganz im Gegensätze zum sonstigen bosnischen Urwald, eine Fülle der schönsten Blumen in allen Farben, von der Erica bis zur — 223 —