Am rechten, dem grossartigen Plivafalle gegenüber liegenden Ufer des Vrbas steigt ein ziemlich steiler, im Unterbau felsiger Hügel empor, der in eine unregelmässige Terrasse endet, die von der Südostseite vom schroffen Humgebirge umschlossen ist. Wenn man den Weg, welcher über die alte Vrbasbrücke aus Jajce nach Podhum führt, verfolgt, so gelangt man zu einer Stelle auf der erwähnten Terrasse, von wo aus sich dem Auge nach Norden zu ein herrlicher Anblick auf das Carevopolje öffnet. Gegen Südost steigen die Kalkwände des Berges Hum empor, während nach Westen zu eine sanfte Erhöhung über den Rand der Terrasse den Ausblick auf Jajce verwehrt. Hier auf dieser Stelle, knapp am Saume des Weges, befindet sich eine schmucklose Steinplatte, welche jeder vorübergehende Landmann als des »Königs Grab« bezeichnete. Die Platte ist etwa i Meter breit, 1,8 Meter lang, roh behauen und trägt keinerlei nachweisbare Spuren irgend welcher Verzierung oder Inschrift. Nur auf der nach oben zugekehrten Seite, nicht ganz in der Mitte, ist ein einfaches Kreuzeszeichen zu bemerken. Dasselbe ist sehr primitiv, entschieden mit einem höchst ungeeigneten Werkzeuge circa I Centimeter tief eingeritzt, und zeigt die Vertiefung der Gravirung geringere Witterungseinflüsse, als sie bei den übrigen Partien der Platte wahrgenommen werden — ein Zeichen, dass das Kreuz später eingeritzt, als der Stein gesetzt worden, dass es vielleicht eine spätere pietätvolle Widmung den Manen des hier zur Ruhe Bestatteten ist. ... In einer Tiefe von beiläufig 80 Centimeter kamen grössere Steinblöcke, welche die ganze Länge des Grabes bedeckten, zum Vorschein. Diese wurden weggeschafft, und nach einigen Spatenstichen zeigten sich die Schädelknochen, und zwar, wie ich vermuthet hatte, an dem Westende des Grabes. Der ganze Schädel wurde blossgelegt, aber trotz der grössten Vorsicht zerfiel er beim Heben in seine Bestandteile. Die Ursache davon war die, dass der Leichnam zuerst mit grösseren Steinblöcken bedeckt wurde, welche am Schädel einige Knochensprünge verursachten und den ganzen Brustkorb eindrückten. Erst im Laufe der Zeit lagerte das durchsickernde Wasser feuchten Lehm auf das Skelett ab und füllte die Fugen zwischen den Steinen und die Höhlungen des Skeletts aus. . . . Bei den weiteren Nachforschungen wurden die übrigen Theile des Skeletts zu Tage gefördert. Es war mit dem Kopfende nach West, die Füsse nach Ost gekehrt, jedoch war der Kopf vom Rumpfe getrennt und auf dem Brustkörbe in schiefer Lage gelegen, so zwar, dass die linke Profilseite nach oben gerichtet war, wobei der Schädel auf der rechten Kiefer- und Ohrpartie zu liegen kam. Der Brustkorb war durch die auf den Leichnam geworfenen Steinblöcke eingedrückt und zertrümmert, die Hände über die Brust gekreuzt, wobei der linke Arm in Folge der Steinlast, welche auf ihm lagerte, in derartiger Lage war, dass der Elbogen nach oben gekehrt war. Die unteren Extremitäten waren in natürlicher Lage, nur beim linken Oberschenkel konnte ich einen Beinbruch feststellen, indem beim Blosslegen die obere Hälfte des Knochens normal war; als ich aber plötzlich zur Bruchstelle gelangte, fand ich seine weitere Fortsetzung nicht in der entsprechenden Richtung, sondern etwa 8 Centimeter nach rechts, an den rechten Schenkelknochen anliegend. Die Lage des Skeletts lässt es als unzweifelhaft erscheinen, dass ich die Ueberreste eines Hingerichteten blossgelegt, welcher geköpft, massakrirt und nackt begraben wurde — nackt, denn nicht ein einziger Knopf, Spange oder sonstiges Objekt fand sich vor, welches auf ein Kostüm hinweisen würde. Nur ein gebogenes Eisenstück wurde am Fussende vorgefunden, und bei genauer Untersuchung stellte es sich heraus, dass es der Bügel eines Vorhängeschlosses sei und zweifellos ein Bestandteil der Fussfesseln war. Ausserdem fand ich etwa 10 Centimeter über den Brustknochen, dort wo sich die Hände kreuzten, zwei kleine ungarische Silbermünzen von Ludwig dem Grossen, — Münzen, welche im 15. Jahrhundert in Bosnien häufig im Umlauf waren. Alle angeführten Umstände sind im Einklang mit dem Schicksal des Königs Tomasevic und es sind noch manche Anhaltspunkte, welche die Identität bestätigen. Die gefundenen Knochen gehörten einem Manne im ersten Mannesalter von untersetzter Statur, was bei Tomasevic der Fall war. Ausserdem zeigt die Schädelformation eine auffallende Verwandtschaft mit derjenigen, welche ich auf den beiden Bildnissen des — 425 —