gewesen seien, und dass er damals die Inschrift auf dem einen Grabsteine noch sehr deutlich habe lesen können. Sie hätte gelautet: »Turhani Emin« mit dem Sterbejahr 869. In der Nähe der erwähnten Grabstätten finden sich auch viele Bogomilengräber mit grossen viereckigen Steinen und Platten, von denen aber keiner Ornament oder Inschrift aufweist. Jedenfalls zeigen die Ueberreste der Vorzeit, dass Ustikolina einst eine bedeutendere Stadt war; heute ist es ein kleiner Ort, der sich durch regen Tabakbau auszeichnet. Kein Haus ist ohne die grünen Schnüre, und im üppigsten Flor standen auf den Feldern die saftiggrünen Pflanzen mit den mächtigen Blättern. Die Bewohner geniessen einen besonderen Ruf als geschickte Tabakpflanzer, der Anbau nimmt im ganzen D2emat von Jahr zu Jahr zu und die betreffenden Grundstücke sind w'ahre Musterplantagen. Nach einer Stunde erreicht man von Ustikolina aus die bedeutende Stadt Foöa am Zusammenfluss V der Cehotina mit der Drina. Schon der erste Anblick beim Herankommen an die Stadt ist ein im-ponirender. Zu beiden Ufern des Flusses grosse neue Gebäude, militärische Anlagen, als ob man das Weichbild einer Festung beträte. Eine neue eiserne Brücke führt über die Drina, und wir passiren zuerst das Militärlager mit seinen mächtigen Defensiv- Städterin aus Foea. befestigungen. Dann fahren wir durch einen Theil v & der Carsija, an Moscheen und Kaufläden vorbei, durch enge und holperige Gassen, und halten endlich vor einem sehr hübschen europäischen Gebäude, das sich als »Hotel Gerstl« präsentirt. Gegenüber liegt das geschmackvoll gebaute Bezirksamt. Die Restauration war ganz nach Wiener Muster, Küche und Keller Hessen nicht das Mindeste zu wünschen übrig, nur klagte der Wirth über die angeordnete Verminderung der Garnison, da ihm dadurch ein grösser Theil seiner täglichen Gäste entgehe. Ich begrüsste dies als ein Zeichen der Ruhe und Ordnung auch in jenem Gebiete, das noch 1882 zu den aufrührerischsten und turbulentesten gehörte. Die Forts, oder wie sie hier genannt werden »Defensivkasernen« rings um die Stadt auf den verschiedenen Höhen geben ein recht kriegerisches Bild. Hier, eingekeilt zwischen Novibazar und Montenegro, kam die Bevölkerung nur mit der Büchse und dem Handschar in der Hand zu ruhiger Arbeit, vorausgesetzt, dass sie sich nicht selbst in Aufständen erging. Im Beginn der Insurrektion von 1881/1882 hatte die kleine Garnison, die damals nur 200 Mann betrug, schwere Kämpfe zu bestehen, und es mag nicht heimlich in Foca gewesen sein, wenn von allen Bergen, welche die Stadt wie ein grüner Kranz um-säümen, die Wachtfeuer der Aufständischen loderten. Heute ist das anders — 140 —