200 fl. Bei der Wahl der Frau wird vornehmlich auf ihre Geschicklichkeit in der Beschäftigung des Mannes gesehen, daher Ehen mit Serbinnen äusserst selten Vorkommen. Ihren Frauen wird Sittenreinheit nachgerühmt. Ihre Familien Verfassung ist die der übrigen Bosnier, bald Hauskommune, bald Einzelwirthschaft. Die Tracht ist jener der griechisch-orthodoxen Bauern des oberen Sprecathales gleich, bloss die herumziehenden Musikanten tragen »fränkische« Kleider. Die Karawlachen von Purkovic sind insgesammt Feldbauern und zwar nach Kmetenart; einige Familien haben kleinen Eigenbesitz. Neben dem Feldbau und der Viehzucht ist ihr Haupterwerb die Holzindustrie, ausserdem liefern sie herumziehende Musikanten, Tänzerinnen und Bärentreiber. Sie schnitzen Gegenstände für bäuerliche und selbst bürgerliche Haushaltungen, und zwar Löffel, Schüsseln, Spindeln, Spulen, Leuchter, Waschtröge, Kinderständer und dgl. Im Winter werden diese Artikel in den Wohnungen der Karawlachen verfertigt, und nehmen an der Erzeugung Männer, Weiber und Kinder theil. Der Sommer bringt eine entsprechende Arbeitstheilung mit sich. Ein Theil des Dorfes zieht, nachdem die Felder bestellt sind, in die mit Erlen bestockten Wälder, schlägt dort Zelte und Drechselbänke auf und fabrizirt die erwähnten Gegenstände aus dem frisch gefällten Holze direkt an Ort und Stelle. Andere, meist ältere Frauen, wandern mit der fertigen Waare von Ort zu Ort und tauschen dieselbe ein, selten gegen Baargeld, häufiger gegen Getreide, Leinwand, Wolle, Butter. Diese Frauen befassen sich zugleich mit Kurpfuschen und Wahrsagen und sind bei dem Landvolke, besonders den Frauen und Mädchen, gern gesehene Gäste. Die Instrumente, deren sich die Karawlachen bei der Holzschnitzerei bedienen, sind sehr primitiv und bestehen vor Allem aus der Hacke und der Säge, dann einer eigen-thümlichen Drechselbank (terdzaj), bei der nebst dem bekannten Drucke mit dem Fusse des Arbeiters ein frischer, bogenartig gespannter langer Ast den Dienst eines Motors versieht. Ausserdem kommen in Anwendung »dubaö« und »mali dubaö«, eine Art mit Hammer kombinirte Hacke, ein Messer zum Aushöhlen der Löffel, grosse und kleine Feilen und das bosnische Generalwerkzeug — das Messer. Mit ihrer Musik und dem Tanz halten die Karawlachen den Vergleich mit den ungarischen Zigeunern nicht aus. Sie spielen zwar gleich jenen ohne Noten, bloss nach dem Gehör; es fehlt ihnen jedoch die staunens-werthe Raschheit im richtigen Auffangen einer einmal gehörten Melodie. Ihre Instrumente sind Geige, Cello, manchmal auch die Trommel in der Form eines Tamburins. Ihre Musik trägt den unverkennbaren Stempel der rumänisch-slavischen schwermüthigen Weisen. Die Harmonie besteht in der Regel aus Terzen, zu welchen sich oft die Oktave des Grundtones gesellt. Die Melodie ihrer Originalkompositionen ist abwechslungsreicher, — 245 —