Aufstande in der Hercegovina folgte im gleichen Jahre ein verheerender Bürgerkrieg in Bosnien, der mehr als iooooo Christen veranlasste, sich vor den Mohammedanern in die österreichisch-ungarische Monarchie zu flüchten, und der schliesslich zur Okkupation im Jahre 1878 führte. Wohl beschritten die Mohammedaner den. Kriegspfad, sie kämpften an verschiedenen Orten mit grossem Heldenmuthe gegen die kk. Truppen, aber ihr Widerstand wurde gebrochen und für Bosnien-Hercegovina begann eine neue Zeit. Die Erregung hat sich längst gelegt, gerechte Gesetze, vollkommene Religionsfreiheit, Achtung der Sitten und Gebräuche haben bei den Mohammedanern einen grossen Umschwung hervorgebracht. Sie können heute als in jeder Beziehung treu und verlässlich bezeichnet werden, und wenn sich in so Manchem noch der Groll gegen seine einheimischen christlichen Mitbürger regen mag, die jetzt die gleichen Rechte geniessen, so ist auch dies nur eine Uebergangszeit, und die Empfindungen sind erklärlich. In die jüngere Generation muss der Keim der Zusammengehörigkeit gelegt werden und dazu tragen die Schule und der Militärdienst bei. Mit der ersteren ging es nicht so schnell, denn es bestanden und bestehen eine Anzahl konfessioneller Schulen, auch höheren Grades, und die Mohammedaner hatten im ganzen Lande ihre mit den Moscheen verbundenen Lehranstalten. So wurden denn nach und nach öffentliche allgemeine Volksschulen eingerichtet, an denen nur der Religionsunterricht getrennt ertheilt wird. Anfangs misstrauisch aufgenommen, hat sich diese Einrichtung sehr segensreich erwiesen, und heute existiren schon zweihundert solcher Schulen, abgesehen von Gymnasien und Handelsschulen, aut die wir an geeigneter Stelle zu sprechen kommen. Und wo man immer reist, in Ost und Süd, in West und Nord, überall entstehen neue Schulen, nicht allein als Stätten der Bildung, sondern auch der Ausgleichung und Versöhnung. Wenn daher auch Zepöe eine reizende Umgebung besitzt, wenn auch der 597 m hohe Orlovik des Besteigens werth ist, — die für mich anregendste Sehenswürdigkeit blieb die Volksschule. Die Bahnstrecke von Zepce bis Zenica wechselt zwischen wildromantisch und lieblich in jäher Folge. Bald kommt ein Stück der grünen Steiermark, bald ein Theil der Tiroler Alpen. Dicht hinter Zepfie vollzieht die Bahn wieder den Wechsel aufs rechte Ufer der Bosna. Immer höher erheben sich die Berge; die Ilucanjska Kosa und der Orlovik treten ganz nahe an den Fluss heran; die Bahn und die Fahrstrasse sind buchstäblich in die Feisen gesprengt. Bei Station Han Begov wurden beim Bahnbau alte Gräbei aufgedeckt und Münzen aus der Zeit Tvrtko I. (1353—1391) gefunden. In grossem Bogen umzieht die Bahn den reichbewaldeten Tulak und erreicht Nemila in wundervollster Gebirgsgegend. Nach wenigen Kilometern wird auf hohem, schroff gegen den Fluss abfallendem Berge — 24 —