Leben und Treiben in der bosnischen Hauptstadt. ine vorzügliche Gelegenheit zu vergleichenden Studien bietet sich in Sarajevo, wenn man vom Museum nur ein paar Schritte in der Ferhadija-Gasse weitergeht. Da ist man im spaniolischen Viertel der CarSija — des allgemeinen Bazars — und man erhält den ersten Eindruck von Sarajevo als Verkehrsmittelpunkt. Hier weiss man erst, was das Handelsviertel einer grossen orientalischen Stadt bedeutet. Die neuen Strassen werden in Sarajevo breit angelegt, macadamisirt oder gepflastert, selbst mit Trottoirs zu beiden Seiten. Kaufläden nach europäischer Sitte mit weiten Schaufenstern zeigen die Waaren des Abendlandes, grosse Wiener Kaffeehäuser (Café Europe, Café Kunerth), in denen alle möglichen Zeitungen aufliegen, laden zum süssen Nichtsthun ein. Nur die Carsija hat sich unverfälscht erhalten. Die sechszig und mehr Gässchen, aus denen sie besteht, sind noch echt türkisch. In den niederen, nach der Strasse zu offenen Läden (Ducans) sitzen die Geschäftsleute und die Handwerker wie früher mit gekreuzten Beinen und warten auf Käufer, obwohl die Spaniolen sich auch theilweise in grosse Läden anderer Stadttheile gezogen haben. Die Mohammedaner hegen noch immer keinen Konkurrenzneid, und wenn die verlangte Waare nicht vor- Strassenbild aus der Carsija. — 59 —