sind. Hier ist eines der lauschigsten Plätzchen von ganz Sarajevo, und in alter Zeit habe ich unzählige Male hier gesessen, geträumt und auch gearbeitet. Ueber und neben dem rauschenden Wasser sitzend, flössen die Gedanken ganz anders als in der dumpfen Stube, und zu jedem Satze sangen die Vögel ihr Lied, als wollten sie Beifall spenden. Das regste Leben herrscht jedoch in Bendbaschi in den Nächten des Ramazan. Da ist der Garten durch farbige Lampions erleuchtet, arabische Musik und Gesang ertönen, und die so ernsten Moslims werden lebendig, während sie bei Kaffee und Scherbet sich ergötzen, Nargileh (Wasserpfeife) und Tschibuk dazu schmauchend. Das sind die Tage und Nächte, die sich ins Herz schmeicheln, die in der Erinnerung fortleben und an die man auch in späterer Zeit mit heisser Sehnsucht denkt. — Und wenn wir längs des Bergabhanges weitergehen, die neue Strasse, die später in Serpentinen auf die Höhe zur Festung —- zur sogenannten »gelben Bastion« — führt, entlang, so finden wir noch einige Kaffees mit Gärten, aber keiner besitzt für den Fremden jenen intimen Reiz, wie Bendbaschi. Wenn ich nach Sarajevo komme, zieht mich mein Herz bald immer aus dem geräuschvollen Leben und Treiben in die alte Stadt, den »Grad«, den man von Bendbaschi aus auf einem ziemlich steil ansteigenden Wege schneller als auf der Serpentinenstrasse erreicht. Hier, hoch oben am Berge, kann man versichert sein, noch einen Theil des alten Bosna-Saraj zu finden. In dieser von Festungsmauern umfriedeten Stadt durfte sich einst kein Christ ansiedeln; heute ist das anders geworden, aber das unverfälschte mohammedanische Gepräge hat der Ort behalten, wenn auch schon bei einem kleinen, echt türkischen Kaffeehause deutsch aufgeschrieben steht: »Hier sind Tabak und Cigarren, sowie Bier zu haben.« Da schreitet man noch durch die engen Gassen mit dem holperigen Pflaster und weicht den Pfützen aus, die sich vor einigen Häusern gebildet. Hin und wieder begegnet man einem Moslim, der verwundert und misstrauisch den Fremdling mustert, der ohnedies nur verstohlen die Augen auf die vergitterten Fenster, auf die Muscharabieh richtet \ —• 72 —