sie berührt die Stationen Siekovac (auch Dampferstation der Saveschifffahrt zwischen Sissek und Semlin) und Novoselo und gelangt dann ins Ukrina-thal, das schon von den Hügelausläufern der Vucjak-Planina durchzogen ist. Dann wird Dervent erreicht, eine an der Ukrina gelegene Stadt von beinahe 5000 Bewohnern. Gerade während der Okkupation im Herbst und Winter von 1878 auf 1879 war die gesammte Gegend meilenweit überschwemmt, sodass Kähne von der Save bis nach Dervent kommen konnten. Dervent selbst liegt recht malerisch auf zwei Hügeln, doch ist der neue Theil der Stadt in der Ukrinaniederung erbaut. Bis zum Jahre 1886 befand sich hier die militärische Direktion der Bosnabahn, ehe sie nach Sarajevo verlegt wurde. In Dervent befindet sich eine landesärarische Wein- und Obstbaustation; der Obstbau wird hier bevorzugt. Von Dervent an steigt die Bahn in zahlreichen Windungen die Höhen hinan durch das Bisnjathal gegen Vrhovi. Die-ganze Bahntrace Dervent-Vrhovi liegt im Rutschgebiete, weshalb grössere Einschnitte vermieden werden mussten. Von Vrhovi entwickelt sich dann die Bahn in dem sehr coupirten Terrain mittels einer Doppelschleife und Ausfahrung der Seitenthäler derart auf die Wasserscheide zwischen dem Save- und Bosnagebiet, dass sie diese bei Han Marica erreicht. Es ist ein wundervoller Anblick, der sich von hier auf die Saveniederung, wie auf die Gebirgszüge der Motaica und des VuÖjak bietet. Ueberall ist die Gegend gut angebaut, und erfreulich ist der Fleiss der Bosnier, die bis in die Höhen die Felder bestellt haben. Sie arbeiten ja auch heute noch viel weniger als die Bauern in unseren Ländern, die landwirtschaftlichen Neuerungen finden aber nach und nach Eingang bei ihnen und die Landesregierung sorgt durch landwirthschaftliche Stationen, durch Einführung besserer Arten Rindviehes, moderner Pflüge etc. für den erforderlichen praktischen Unterricht. Die Bauern schaffen eben jetzt lieber als ehemals, wo sie der Willkür der Grundherren oder der Steuerpächter ausgesetzt w'aren, die ihnen anstatt des gesetzlichen Drittels und des Zehnten oft mehr als die Hälfte des Bodenertrages abnahmen, sonstiger Willkürlichkeiten gar nicht zu gedenken. Die bosnische Agrarfrage, das Pachtsystem, war die Ursache der steten Unzufriedenheit und der letzten Erhebung unter türkischer Herrschaft. Nun besteht zwar auch heute noch das von den Türken eingeführte, bereits reformirte Agrargesetz vom 14. Sefer 1276 (nach der Hedschra) in Kraft, aber die Ausführung desselben wird von den Behörden streng überwacht. An und für sich ist es ganz human und erträglich. Auch die Begs und Agas (die Grundherren) sind mit der neuen Handhabung zufrieden, weil ihnen nicht allein der gesetzliche Antheil des Bodenertrages sicherer zufliesst, sondern weil die Knieten (Erbpächter) mehr und rationeller arbeiten und immer weitere Flächen dem Anbau unterzogen werden. Uebrigens kaufen sich immer mehr Bauern los, sie werden Freibauern mit eigenem Besitz. — 4 —