Ueber die grosse eiserne Savebriicke fährt der Zug der ungarischen Staatsbahn um Mitternacht in den Bahnhof von Bosnisch-Brod ein. Ob man von Wien, Budapest oder Agram kommt, stets hat man lange Strecken Tieflandes durchzufahren und der erste Eindruck, den man von Bosnien empfängt, ändert in landschaftlicher Beziehung nichts an diesem Bilde. Brod liegt noch im Savethale und der etwa 2000 Bewohner zählende Ort bietet dem Reisenden wenig Interessantes. Aber die ersten Minarets weisen wie schlanke Finger zum Himmel, sie zeigen, dass wir das Gebiet des Islams betreten haben. Der Bahnhof liegt etwas abseits vom Orte; die Waggons müssen hier gewechselt werden, denn die 269 km lange Strecke Brod-Sarajevo ist schmalspurig gebaut und die Wagen sind bedeutend kleiner als auf den normalspurigen Bahnen, dabei aber sehr bequem eingerichtet und von peinlicher Sauberkeit. Es bestehen Plätze I., II., III. und IV. Klasse. Fremde fahren durchwegs erster oder zweiter Klasse, auch die bosnischen Kaufleute und die mohammedanischen Grundbesitzer (die Begs) würden es unter ihrer Würde halten, eine niedrigere Klasse zu benutzen. Die Fahrpreise sind mässig, für die unteren Klassen geradezu fabelhaft billig. Die Verwaltung wird von der in Sarajevo etablirten Direktion der bosnisch-hercegovinischen Staatsbahnen geführt. Denkmal in Bosn.-Brod, Auf der Bosnabahn.