an die Seite stellen kann. Der »Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini« erscheint seit 1888 und er bietet eine Fülle wissenschaftlichen Materials mit vorzüglichen Abbildungen, das auch den nicht Südslavisch verstehenden Gelehrten durch eine deutsche Uebersetzung zugänglich gemacht wird, von der einstweilen vier Bände vorliegen. Leiter dieses Unternehmens und Direktor des Landesmuseums ist Hofrath Konstantin Hörmann (auch Ehrenmitglied der anthropologischen Gesellschaft in Berlin und vieler anderer gelehrter Gesellschaften Deutschlands), Kustos Dr. Ciro Truhelka und für die naturhistorische Abtheilung Kustos Othmar Reiser. Da fast alle frenden Reisenden die Bekanntschaft des Museumsdirektors machen werden, ziemt es sich, diesen gleich hier vorzustellen. Hörmann, »die Vorsehung des Archäologentages«, wie ihn Professor Dr. Virchow nannte, ist seit dem Beginn der Besetzung des Landes in Bosnien thätig. Genau vertraut mit der Sprache und den bosnischen Verhältnissen, voll Liebe zum Lande und Volke erfüllt, leistete Hörmann in allen Zweigen der Verwaltung die erspriesslichsten Dienste. Dabei arbeitete er ununterbrochen litterarisch und heute bewegt sich seine Thätigkeit vorwiegend auf litterarisch-wissenschaftlichem Gebiete. Seine umfassende Mitarbeit an der Museumszeitschrift nur erwähnend, muss auf ein Werk von ihm hingewiesen werden, das eine Perle der südslavischen Litteratur bildet. Es sind dies die »Volkslieder der Mohammedaner in Bosnien und der Hercegovina« (»Narodne pjesne muhamedovaca u Bosni i Hercegovini«, sabrao Kosta Hörmann). In diesen Ländern ist es das Volkslied, das jenes Empfinden zum Ausdruck bringt, welches die Bosnier in den letzten Jahrhunderten der türkischen Knechtschaft bewegte und bestürmte. In den Liedern tritt wohl auch die epische Breite der serbischen Dichtung hervor, aber doch sind sie wesentlich verschieden von denen der Serben. Sie athmen Freiheitsdrang und Freiheitslust, sie rufen zum Kampfe, sie jubeln beim Sieg. Und dabei sind sie doch wie die Waldblumen, die in den dunkeln Wäldern und Schluchten ihrer schönen Heimath blühen. Wer sich an ihrem Dufte erfreuen will, muss sie aufsuchen, er muss die oft schwer zugänglichen Stege und Wege wissen, die ihn zum Liederschätze des Volkes führen. Den Schlüssel zum Herzen des mohammedanischen Volkes aber fand und besitzt auch heute noch Hörmann, und seine Gattin Olga giebt einer Menge mohammedanischer Mädchen Unterricht in allen wissenswerthen Gegenständen, um auch das weibliche Element des Islam einer höheren Kultur entgegenzuführen. Die bisherigen Ergebnisse sind hocherfreulich, und die jungen Mädchen hängen mit Verehrung an der lieben gebildeten Dame, die das Ideal einer Hausfrau ist. So wirkt in Bosnien der gebildete Beamte mit seiner Gattin als Kulturträger, und Oesterreich-Ungarn hat in seiner Kolonialarbeit Erfolge aufzuweisen, die beispiellos in der Geschichte der Besetzung eines fremden Landes sind. — 53 —