einer ausgedehnteren Stadt, obwohl es in seinem geschlossenen Theile kaum iooo Bewohner zählt. Die gesammte Ebene ist natürlich bei vielen zerstreuten Ortschaften und Einzelhäusern weit dichter bevölkert. Freundlich sehen die alten ziemlich hohen Steinhäuser keineswegs aus. Meist sind sie zweistöckig, die Erdgeschosse höhlenartig in die Felsen vertieft und als Stallungen verwendet. Stroh-, Holz- und Steindächer wechseln ab; die letzteren sind auf dem First zahnförmig krenelirt, die Holzdächer mit Steinen, wie in den Alpen beschwert. Von der mittelalterlichen Ansiedlung, welche nach urkundlicher Tradition im Besitz der Grafen von Chlum und der bosnischen Könige war, zeugt das ausgedehnte Gräberfeld, welches mit über 200 roh geformten Gruftplatten einen sanft zum Flusse geneigten Wiesenplan bedeckt. Gacko wird jetzt wieder mit einem halbverschollenen griechischen Namen »Metohia« genannt. So hiess es zum Theil auch unter türkischer Zeit und heute zeigt eine grosse Tafel am Eingänge des Ortes wieder diesen Namen, der sich nicht einbürgern will. Auf der höchsten Erhöhung der Stadt, zu der man auf einer echten Kalderma-strasse mit Katzenköpfen hinansteigt, steht die mächtige türkische Kaserne, die jetzt verlassen ist und unbenützt dasteht, weil das Militärlager sich in dem eine halbe Fahrstunde entfernten Aftovac befindet. Auf den wild zerrissenen Höhen sieht man auch noch Schanzen aus jenen nicht fernen Zeiten, wo hier ganze türkische Divisionen gegen Montenegro im Felde standen und wo Gacko voll lag von den verstümmelten Opfern jener barbarischen Fehden. Die neue Zeit hat an Gacko grosse Veränderungen bewirkt. Da ist zuerst beim Eintritt in den Ort, dicht an der Strasse, ein modern gebautes Bezirksspital, dann verschiedene Privatgebäude, das hübsche Häuschen des Ingenieurs Giorgini und dann das moderne Landeshotel: »Hotel Metohia«. Die Regierung errichtete dieses Gebäude, um europäischen Reisenden eine geeignete Unterkunft in einer Gegend zu bieten, wo eine solche gar nicht vorhanden war, wo selbst türkische Einkehrwirthshäuser zu den grössten Seltenheiten gehören. Das Hotel enthält auch die Post und das Telegraphenamt, schön eingerichtete Passagierzimmer, nette Restaurationsräume und ausgedehnte Stallungen. Ein Zimmer ist gleichzeitig der Raum für das »Casino«, in dem sich die Beamten, durchreisende Fremde, Militärs etc. brüderlich zusammenfinden und wo wir höchst angenehme Stunden mit den liebenswürdigen Herren verlebten. Wir besichtigten das sehr schöne Gebäude der Bezirksbehörde mit einem grossen, wohlgepflegten Garten — einer Merkwürdigkeit in dieser Gegend — dann die landwirthschaftliche Station, ähnlich eingerichtet wie alle von der Regierung errichteten und bereits früher beschriebenen Musteranstalten. Es waren gerade Sack’sche Pflüge aus Leipzig gekommen, mit denen Probeackerungen vorgenommen worden waren, um die Leute zur — 333 —