und wurden zum Beweise der Sage noch lange Zeit gezeigt. Herzog Stefan lebt noch an mehreren Punkten des oberen Drinathales in der Erinnerung des Volkes; die Sage, welche sich dergestalt in einen geschichtlichen Rahmen einfügt, ist aber mit verschiedenen Variationen über ganz Bosnien und die angrenzenden Länder verbreitet. Die Geschichte — schreibt Dr. M. Hoernes in seinen »Dinarischen Wanderungen« — weiss nichts von einer Tochter des genannten Fürsten, die auf Samobor endete. Wohl aber war die durch ihr tragisches Geschick berühmt gewordene Gattin des vorletzten bosnischen Königs, Katharina, eine Tochter Stefans, und auf sie zielt wahrscheinlich die mitgetheilte Sage. Denn zu Prozor im Ramathale, wo die bosnischen Könige, wie urkundlich feststeht, hin und wieder verweilten, lässt die Lokalsage ebenfalls die letzte Königin Bosniens auf dem dortigen Schlosse Studenac von den Türken belagert werden und umkommen. In Wirklichkeit floh Katharina, nachdem sie vergeblich versucht, sich gegen ihren vatermörderischen Sohn in Bosnien zu behaupten, nach Italien in den Schutz des Papstes und starb als Nonne in Rom, wo in der Kirche Ara coeli ihr Grabdenkmal noch heute gezeigt wird. Nach dieser Abschweifung vom Wege kehren wir auf unsere Strasse zurück, die durch landschaftlich ungemein malerische Gefilde führt. Im V Han Soka (Velic), einem Ausflugort der Serben von Cajnica, machen wir Rast und laben uns in der oberen Putzstube der Wirthin an einem ausgezeichneten Kaffee. Dann geht es weiter, durch kleine Ortschaften, vorüber an vielen einzelnen Häusern, die wunderhübsch an den Berglehnen liegen. Die Felder sind gut angebaut, und alles lässt auf Wohlstand schliessen. Zwei Brunnen am Wege: »Fonte dAntonietta« und »Erzherzog Josef-Quelle« erinnern an die Erbauer der Strasse. Immer dicht an der Janina entlang, die im tiefen Bette rauscht, zieht sich die Strasse die Berglehnen hin, und erst dicht vor der Stadt, wo sich in der Flussniederung militärische Baracken, hoch oben auf der Höhe aber die Kuppeln der serbischen Wallfahrtskirche mit einem mächtigen goldenen Kreuze zeigen, wird man gewahr, dass man sich einem grösseren Orte nähert. Cajnica ist durch seine wundervolle Lage eine Perle unter den vielen schön gelegenen Orten Bosniens. Es ist bei 2000 Fuss hoch am oberen Rande einer fast senkrecht abfallenden Felsschlucht erbaut, in deren Tiefe der Fluss schäumt. Dicht gegenüber, jenseits des Abgrundes, ist eine imposante Felsparthie, von riesigen Urwaldtannen gekrönt. Darüber erheben sich in trotziger Nähe die nie gelichteten Gipfel des Civöi-Brdo, V *" _ V während im Süden über Cajnica der gewaltige kahle CiSel doppelt so hoch emporragt, als sein von den Wellen der Janina gebadeter Fuss zur Höhe der Stadt anstrebt. Seine oberen Abhänge sind reich bebaut und nach allen Richtungen von W'egen durchzogen. Im Westen, zwischen Ciiel und Civci, öffnet sich eine blaue Fernsicht weit über die Drina hin-