Stadtansicht von Vlasenica. Zeit zu Zeit der ihrer Rasse eigentümliche Drang zum Wandern ein. Ohne die geringsten geographischen Kenntnisse durchziehen sie fremde Länder und ferne Welttheile und bleiben dabei in Verbindung mit ihrer bosnischen Heimath. So weilen — wie wir in der »Bosn. Post« lesen — zwei Familien und ein Stellungspflichtiger in Südamerika, und vor zwei Jahren ist eine alte Karawlachin in Nizza als Bettlerin gestorben..... Wir hatten die wandernden Karawlachen bald hinter uns gelassen und lenkten aus der fruchtbaren Ebene wieder in schön bewaldetes Hügelland ein. Kuppe erhob sich über Kuppe, bis der Horizont von schwarzen Hochgebirgen begrenzt wurde. Es ist eine Gegend voll der reizendsten Motive für Landschaftsmaler und ein Paradies für Fusswanderer, die nicht nur Werth auf gute Schenken und frisch angezapftes Bier legen. Die Strasse steigt in zahlreichen Windungen gegen Vlasenica an, das schon 700 Meter hoch förmlich im Grün vergraben liegt. Das ist eine Kleinstadt, welche das Entzücken jedes Naturfreundes erregen muss, ein Bild, wie man es in der Schweiz und Tirol selten, mit der Urwaldvegetation aber kaum irgendwo in Europa — ausser auf dem Balkan — findet. Gleich am Eingang in die Stadt steht ein hübsches einstöckiges Gebäude in einem Vorgarten: das »Hotel Zukowik«. Hier fanden wir bei zuvorkommendster Bedienung eine vorzügliche Aufnahme und sehr gute Küche. Frisches Bier that uns nach der Hitze des Tages wohl. Da schon ein zur Weiterfahrt bestellter Wagen bereit stand, besichtigten wir sofort die Stadt, die in ihrer Lage allerdings das Schönste bietet. Vlasenica hat etwa 2000 Bewohner, darunter gegen 1400 Mohammedaner, für die mit Unterstützung der Landesregierung eine neue Moschee in maurischem Stile erbaut wurde. Die Griechisch-Orthodoxen besitzen eine Kirche. In förmlichen Terrassen ziehen sich die einzelnen, sehr ausgedehnten Theile der lang gestreckten Ortschaft an den Berglehnen hin, — 247 —