Und er beginnt die Ausführung seines Entschlusses, indem er dem Baumeister Mitar den Befehl sendet, derselbe möge Alles zum Bau einer Brücke über die Drina bei ViSegrad vorbereiten und hierauf den Bau beginnen. Ausserdem »Hundertdrei der besten Meister sammele Und auch tausend frischer Werkgesellen, Die den kalten Stein beschaffen werden.« Dieser Befehl findet aber bei dem Meister Mitar keinen Beifall, da er ihn für unausführbar hält: »O bei Gott, du Soko Mehmed Pascha, Wenn am weiten Visegrader Felde Tovar du an Tovar Goldes häuftest Und auf jede Last drei Beutel Goldes, Und dein Schatzmeister versuchen wollte Diesen unschätzbaren Schatz zu zählen, Kaum wiird’ für den Bau der Brück’ er reichen.« Der Pascha jedoch beruhigt ihn und versichert, dass er alle Kosten des Brückenbaues, und wenn sie noch so ungeheuer wären, tragen und beschaffen werde. Auf dies hin schreitet Meister Mitar an das grosse Werk, indem er Bauleute sammelt und alles Nöthige an Ort und Stelle schaffen lässt. Er selbst aber »Schwingt sogleich sich auf den starken Rappen Und erscheint vor Visegrad der Veste. In den Fluss treibt er den starken Rappen Um der Drina Tiefe auszuforschen: Ob es möglich sei, die Brücke bauen. Doch als nun der Rapp’ inmitt des Flusses, Nicht kann er sich von der Stelle rühren. Mitar treibt mit Peitsche und mit Sporen, Doch das Ross, es steht wie angewurzelt. Mitar schlägt mit dreifach starker Geissel, Doch das Ross, es steht wie angewurzelt.« Vom Ufer aus bemerkt der Pascha das unerklärliche Ungemach des Meisters, und er wirft ihm einen Talisman zu, den der Meister auch glücklich auffängt und seinem Pferde um den Hals bindet, worauf dasselbe sogleich das Ufer erreicht. Jedoch »Mit sich zieht er eine weisse Vila, *) Deren goldig Haar sich umgeschlungen Um des Rappenrosses Vorderfiisse, Denn den Meister wollte sie ertränken Und mit ihm den edlen starken Rappen. Sie nun zog der Rappe auf das Festland, Und als Meister Mitar sie erblickte, Riss er rasch das Schwert von seinem Gürtel, Um das Haupt ihr von dem Rumpf zu trennen.« *) Vila ist eine südslavische Fee. — >95 — 13*