»Fusstapfen« (Markove stope) und ganz nahe an der Drina die Hufspuren seines Pferdes »Scharac« gezeigt. Der Durchmesser der Hufspuren ist 30 und 35 cm und die Breite zwischen den Vorderbeinen 11/s m. Marko soll im Thurme neun Jahre als Gefangener geschmachtet haben. Als ihm endlich die Stunde der Befreiung schlug — so erzählt die Sage — durchbrach er das Dach des Thurmes und schwang sich in einem Satze hinüber aufs jenseitige Ufer der Drina. Eine andere Burgruine, an die sich viele Sagen knüpfen, liegt unweit des Weges nach Priboj. Wenn man diesen Weg, die Rzava 10 km lang von ViSegrad aufwärts verfolgt, sieht man jenseits des Flusses auf einem bei 500 Fuss hohen Felsen die verfallenen Reste einer ausgedehnten Baulichkeit. Darunter, diesseits des Flusses, die Grundmauern einer zerstörten christlichen Niederlassung und etwas entfernt die einer Moschee oder christlichen Kirche. Es sind die Ruinen von Dobrunj, einer Burg, die sammt ihrem Suburbium sotto Dobrunj in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Handelsplatz öfter genannt wird. Als die Türken vor der Veste erschienen — so erzählt Hoernes — befand sich auf derselben Jerina (Irene), die Gemahlin des Despoten Georg Brankoviö (1427—1455), welche sich in den Führer der Belagerungstruppen verliebte und demselben heimlichen Einlass in die Burg versprach, wenn er sie zum Weibe nehmen und gegen seine bisherigen Waffenbrüder vertheidigen wolle. Der Türke willigte scheinbar ein und begehrte nur, sammt seinen Schätzen in die Burg aufgenommen zu werden. Auf 200 Rossen wurden die letzteren bei Nacht heimlich gebracht; doch als sich das Thor hinter ihnen geschlossen, entstiegen den vermeintlichen Schatzkisten 200 bewaffnete Feinde, welche die schwache Besatzung überwältigten, dass Schloss den Ihrigen öffneten und die verrathene Verrätherin gefangen hinwegführten. Die Geschichte weiss von diesem Vorfälle natürlich nichts. Georg Brankovic gelangte erst mit sechzig Jahren in den Besitz des Despotats. Seine Gemahlin Jerina, eine griechische Prinzessin, überlebte ihn und sollte während der Minderjährigkeit ihrer Söhne die Regentschaft führen, wurde jedoch von dem jüngsten derselben, Lazar, mit Gift beseitigt. Das Volkslied, in dem Jerina öfter vorkommt, behandelt sie mit entschiedener Ungunst als eine verhasste Person, der alle möglichen Frevel angedichtet werden, darunter auch Landesverrath durch Vermählung ihrer Tochter mit dem Sultan (Karadzic II., 80 und 499). Als ihre Heimath wird Ragusa angegeben; ihre Vermählung mit Georg Brankovic erscheint als ein grosses nationales Ereigniss. Doch aus der geschichtlichen Vergangenheit reisst uns die lebendige Gegenwart, und wir sehen in Visegrad überall neues Leben aus den Ruinen blühen. Der bisher geringe Geschäftsverkehr nach Serbien und dem Paschalik Novibazar beginnt sich zu heben, und es ist bezeichnend