Feldfrüchte selbst billig verkauft werden müssen. Die 14 Familien aus Essen — die ich in meiner Schilderung von 1886 erwähnte — die mit nur je 225 fl. Kapital ein-wanderten, sind heute durch rastlose Arbeit ausnahmslos sehr wohlhabend. Die Wahl der Gemeindevorsteher ist frei; stets muss aber einer aus der Kolonie gewählt werden. Jede Wahl muss bei 25 fl. Strafe angenommen werden. Mit der Regierung und den Bezirks-wie Kreisbehörden besteht ein gutes Verhältniss; viele Kolonisten sind schon bosnische Landesangehörige geworden, andere stehen im Begriff, die Staatsangehörigkeit zu erwerben. Zuzug ist jetzt aus Deutschland wenig, dafür sind aber die Heirathen stark. Mit den bosnischen Bauern ist das Einvernehmen fast herzlich geworden. Sie kommen um Rath zu den Schwabas, sie lassen bei ihnen ihr Getreide reutern oder mit der Maschine dreschen und suchen sich die verschiedenen Fertigkeiten und Handgriffe anzueignen. Die Körnerfrucht geht durchweg nach Gradiska. Ueberall sieht man Fortschritt, überall ist fleissige Arbeit und Wohlstand; es ist ein anregender Besuch, den man den Kolonien abstattet. Jetzt wird auch eine Bahnverbindung zwischen Banjaluka und Gradiska im Anschluss an die ungarische Staatsbahn geplant. Am 6. März 1895 trat in Banjaluka die Kommission zur Vornahme der Tracen- und Stationsrevision für diese Vicinalbahn zusammen, für die sich in der Person des Herrn Gautier aus Agram ein Konzessionär gefunden hat. Diese Bahn — das erste rein private Eisenbahnprojekt in Bosnien — würde den Kolonien und der sich entwickelnden Industrie neben der Landwirtschaft grosse Vortheile bieten. * * Wie gleich hier erwähnt sein möge, besteht auch in der Posavina (im Nordosten Bosniens) eine blühende Kolonie »Franz Josefsfeld« beiBjelina.