Mostar ist aber auch in klimatischer Beziehung eine tropische Stadt. Auf die Strassen brennt den grössten Theil des Jahres eine afrikanische Sonne, welche die Hitze bis zu 40 und mehr Grad steigert und ein Spazierengehen zur Qual macht. Die Abende bieten wenig Erholung; aus den Steinen strahlt nach Sonnenuntergang die Wärme eines Dampfbades, und man muss sich in den Wohnungsräumen vor den »PapadaSi« — einer winzigen blutdürstigen Moskitoart — wohl in Acht nehmen. Wenn aber einmal -— was sehr selten geschieht — der Winter hereinbricht, dann ist die Kälte zwischen den Steinmauern und bei oft nicht vorhandenen Oefen eine doppelt empfindliche, die nur einer Steigerung fähig ist, wenn die Bora von den Bergen mit verheerender Gewalt daherbraust. Den Fremden, der in vorzüglichen Hotels untergebracht ist, berühren diese Mostarer Eigenthümlichkeiten allerdings nicht, und ihm wird sich die interessante Stadt ins Herz schmeicheln, dass er sie nie wieder vergisst. Die hercegovinische Hauptstadt hat eben auch ihre idyllischen Plätze. Wenn man den Bazar durchwandert und die alte Narentabrücke (deren wir später noch eingehend gedenken) überschritten hat, kommt man in den Stadttheil Zahumje. Hier ist das stille Viertel von Mostar, das Terrain der Gärten. Ueber niedrige Mauern grüssen die Granatblüthen, riesige Maulbeer-, Feigen- und Nussbäume strecken ihre Aeste über die Strasse und bieten Schatten, eine Menge von blühenden Gesträuchen und Blumen haucht berauschenden Duft aus. Hier ist der Kreisgarten, der Versuchsgarten der Obstbauschule angelegt, der ein wahres Eden für den Kenner bietet und der besonders prächtiges Obst an Zwergstämmchen enthält. Dicht dabei steht hinter hohen Mauern die katholische Kirche, ein Neubau von der Form einer Basilica, die Details im korinthischen Stile. Ueber dem Hauptportale liest man in der Landessprache die Inschrift : »Gott dem allmächtigen Schöpfer, dem heil. Petrus und dem heil. Paulus steht diese Kirche errichtet. Der gütige Kaiser von Stambul gab zu ihrem Bau eine freundliche Stätte und überdies fünfzig Beutel. Das arme Volk trug eine kleine Beihilfe zusammen; alle übrigen schweren Kosten steuerte das Ausland durch die Sorge der Briider Franziskaner und ihres bischöflichen Oberhauptes. A. D. 1866. 7. März.« Die Geschichte der katholischen Kirche in Mostar ist eine lange Leidensgeschichte. Bis in die Fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts durfte der katholische Vikar der Hercegovina nur verkleidet oder bei Nacht die Hauptstadt betreten, um den wenigen dortigen Katholiken geistlichen Beistand zu spenden. Diesem Zustande ein Ende zu machen, war das Ziel des Vikars Raphael Barisic, der in einer Hütte in Seonica residirte. Mit Ausdauer und schlauer Politik erwirkte er nicht ohne schwere Mühe und — 298 —