eine Verquickung zwischen der Türkei und China! Noch ähnlicher wird der Vergleich mit dem Mohammedanismus, als der Geistliche bei der Wandlung die Monstranz erhebt und alle Gläubigen mit der Stirn direkt den Boden berühren, beim Segen aber die Hände in die Höhe strecken und mit ausgespreizten Fingern hinter die Ohren fahren, ganz wie der Gläubige in der Dzamija. Augenscheinlich ist diese Gewohnheit noch aus der Zeit der türkischen Herrschaft zurückgeblieben. Vor dem Altäre aber stand ein Franziskaner in mittleren Jahren, eine kräftige, sympathische Erscheinung, der eine flammende Rede über das Festhalten am Glauben, über die Vorzüge des Katholicismus hielt. Es hätte sich so Manches gegen die Argumentation, gegen die zu starke Betonung des allein seligmachenden Glaubens in einem religiös gemischten Lande einwenden lassen, und unter türkischer Zeit wäre diese Rede sicherlich nicht gehalten worden, aber sie war interessant, auch durch die Art des Vortrages, die mächtige Stimme des Franziskaners und die flammende Begeisterung, die aus seinen Worten sprach. Als der Gottesdienst beendet, suchte ich den Pater auf, um die Erlaubniss ersuchend, den Sarg des Königs Stefan Toma§evi6 besichtigen zu dürfen. Er empfing mich an der Thür der Sakristei mit kräftigem Händedruck wie einen alten Bekannten und er freute sich, als ich ihm meinen Beifall über seinen schönen Vortrag aussprach. Der letzte König von Bosnien hat seine Ruhestätte, seit er dem Steingrabe am Hum entrissen wurde, an der rechten Wand der Kirche, mitten im Hauptschiff gefunden. Auf einem erhöhten Katafalk ruht der hingerichtete König Stefan in einem gläsernen Sarge. Das Skelett ist wieder zusammengefügt, auch den Kopf hat man wieder an seine richtige Stelle gebracht. Eine Inschrift in der Landessprache nennt Namen, Todesjahr und den Auffindungstag, im Juni 1888. Eine Decke in schwarzgelben Farben bedeckt gewöhnlich Sarg und Skelett. Als wir aber aus der Kirche traten, sahen wir wieder ein Stück kirchlichen Mittelalters. An der Kirchthür kniete ein hübsches, frisches Landmädchen, blutroth vor Scham und bitterlich weinend. Sie war mir schon früher aufgefallen, aber erst jetzt gelangte ich zur Erkenntniss, dass sie einen Fehltritt begangen, dass sie Kirchenbusse thun musste, offen an der Kirchthür, den Blicken aller Ein- und Austretenden preisgegeben. Diese Stellung an den Pranger verwischte den guten Eindruck, den ich sonst von den Franziskanern in Jajce empfangen hatte und ich wünschte nichts sehnlicher, als dass die Behörde solche Strafen verbieten möchte. Ich erwähnte vorhin die türkische Haartracht der Katholiken. Es ist aber noch eine sehr bemerkenswerthe Erscheinung bei diesen, die man beobachten kann, wenn man sich nach dem Gottesdienste unter die Gruppen der Frauen und Mädchen mischt. Alle sind nämlich tätowirt, meist an der (grossentheils — 446 —