konnte. Es dient selbstverständlich den Ansprüchen aller Konfessionen, und für Mohammedaner ist ganz gesonderte Küche eingeführt. Und von was soll ich noch erzählen von Sarajevo? Von seiner Handels- und seiner vorzüglichen technischen Mittelschule, die bereits im Jahre 1889 gegründet wurde, oder von dem Klosterpensionat der Töchter der göttlichen Liebe? Von den neugegründeten Wohlthätigkeitsvereinen, dem Gesangverein, dem Frauenverein, den Volksküchen oder dem Touristenverein? Es fehlt nichts in der bosnischen Hauptstadt, und sogar eine heimische Volksbank ist gegründet worden, die Spareinlagen übernimmt und bisher recht segensreich wirkt. Vor zwei Jahren wurde auch eine privi-legirte Landesbank für Bosnien und die Hercegovina mit 20 Millionen Kronen Gründungskapital errichtet. Die verschiedenen im Lande gegründeten Sparkassen sind von bestem Einfluss auf das Volk gewesen, das eine fruchtbringende Anlage seiner Gelder — mit Ausnahme der wucherischen Geschäftsleute — gar nicht kannte. Besonders die Sparkasse in Brfika an der Save hat sich zu einem namhaften Geldinstitut entwickelt. Die Privat-Bauthätigkeit ist in Sarajevo, das nach der Volkszählung von 1895 4x173 Einwohner zählt, ungemein rege; sie war aber auch sehr nothwendig, da der Wohnungsmangel für die europäische Bevölkerung schon zu einer Kalamität geworden war und die Miethszinse eine kaum glaubliche Höhe erreicht hatten. Bemerkenswerth sind besonders die Bauten des Pensionsfonds der Landesbeamten, der auch am DXidXikovac ein förmliches Villenviertel aus stockhohen Wohnhäusern in ländlicher Architektur aufführen lässt. Gegenwärtig bestehen in Sarajevo elf Ziegeleien, welche theils in Ring-, theils in Feldöfen jährlich zusammen ungefähr 18 Millionen Ziegel brennen. Obenan steht hier die industrielle Anlage des Ingenieurs Braun, von dem im Jahre 1884 der erste Ringofen in Bosnien erbaut wurde. Sein bedeutendes Unternehmen umfasst ausser der Herstellung von Dach- und Mauerziegeln (zwei Ringöfen) Thonwaaren, Klinker und Steingutröhren, auch eine Sägemühle, Parquetböden-Erzeugung, Bautischlerei und ein Zimmermeister-Geschäft. Ueberall herrscht reges Leben, ein kräftig pulsirender Verkehr, der in den steigenden Ziffern des städtischen und des Landesbudgets zum Ausdruck kommt. So hätten wir unseren Rundgang durch Sarajevo beendet. Wir steigen nun beim alten Magistratsgebäude vorüber auf einem etwas steinigen Fuss-wege noch auf die Hridhöhe, die auch »Stadtwäldchen« genannt wird. Gegen die Miljacka zu steht hier auf einer vorgeschobenen Kuppe ein kleiner Aussichtsthurm; weiter aufwärts befindet man sich auf der Kammlinie der die Miljacka begleitenden Höhen, und nun wechseln Wiesen mit grösseren oder kleineren Gebüschen ab, dazwischen ein eingefriedetes Gehöft — eine Idylle inmitten rauher Berge. Auf dem Wege zum Stadt- — 103 —