gewaschen, mit Stroh und dann mit neuen Decken, die im Hause angefertigt waren, belegt. Hier sass ein Theil der Gesellschaft. Eine Truhe diente einem anderen als Ruheplatz, und nur meine Frau erhielt einen niedrigen Schemel nach Art der Schusterstiihle. Es wurde von unserem mitgebrachten Proviant gegessen, getrunken, schwarzer Kaffee gekocht. Die Unterhaltung war sehr lebhaft, da immer neue Besucher aus den umliegenden Häusern kamen, die sich die Fremden ansehen wollten. Unsere Flösser waren auch eingetroffen und lagerten auf dem Erdboden am Feuer, das mit starken Scheiten stets genährt wurde. An allen Wänden und auf Stangen über dem Feuer aber hingen die nassen Kleider, Regenmäntel und Plaids, die Luft durch die nassen Dünste nicht gerade verbessernd. Hier mussten der Bezirksvorsteher und der Oberlieutenant Abschied nehmen. Ihr Dienst erlaubte kein Uebernachten; sie hatten noch einen dreistündigen Gebirgsmarsch vor sich, ehe sie zu dem Orte gelangen konnten, wohin sie Pferde vorausgesandt hatten. So trennten wir uns denn mit lebhaftem Bedauern von den liebenswürdigen Herren und versuchten dann, uns die Zeit durch Rauchen und Erzählen zu verkürzen. Unser Wirth brachte aus dem Garten frische Zwetschken und Wallnüsse, und es liess sich eigentlich ganz behaglich hausen, wenn die Gesammtlage auch einen etwas feldmässig wilden Anstrich hatte. Um unseren Proviant für die nächsten Tage zu schonen, wurde zwei Haushühnern der Garaus gemacht und sie am Spiesse gebraten, dazu vorzügliche Kartoffeln in der heissen Asche gebacken. Ein Kochen der Kartoffeln oder eine andere Zubereitungsart kennt der bosnische Bauer nicht. Und dann kam die Ruhel Der Hausherr, der sich neben das Feuer niedergestreckt, unterhielt dieses die ganze Nacht. Auf der Pritsche lagen wir Mann neben Mann, selbstverständlich angezogen und mit eigenen Sachen zugedeckt; am Feuer schnarchten die mohammedanischen Flösser. Draussen aber regnete es unaufhörlich weiter. Ich musste an die armen Kinder unseres Gastfreundes denken, die am Abend mit dem Vieh nach Hause gekommen waren, in Wasser gekochte kohlschwarze Nudeln, ein Stück Brot und ein paar Pflaumen bekommen hatten, und die dann in das Kukuruzfeld gehen mussten, um die Frucht vor Wildschweinen zu bewahren. Sie hatten nur Leinenhosen und Hemd, ein Stück einer aus Ziegenhaaren gewebten Decke und damit genug. Ein Beil war zur Vertheidigung bestimmt. Es ist unbeschreiblich, wie genügsam Menschen und Thiere in Bosnien sind. Auch die Thiere haben nur in seltenen Fällen beim Bauer Ställe; sie bleiben Sommer wie Winter im hreien. Erst in neuerer Zeit beginnen die Landleute nach und nach Ställe oder wenigstens nothdtirftige Unterkünfte herzurichten. Der Morgen tagte nicht besonders hoffnungsreich. Dicker Nebel lag auf den Bergen und in der Richtung des Husses, aber es regnete wenigstens — 205 —