nicht. So nahmen wir Abschied von Staribrod, drückten unseren Haus-wirthen die Hand und begannen den Umgehungsmarsch zur Drina. Unsere Bemannung sprang mit dem Gepäck über Stock und Stein. Aus Vorsicht hatten wir schwere Kotzen geborgt, um erforderlichenfalls ein Wetterdach errichten zu können. Unser Fahrzeug hatte den Katarakt ohne Unfall passirt, um 6 Uhr früh ging es abwärts vom Malibug. Die Gegend war entzückend. Schroff hoben sich hinter uns die Hänge der Rujnik Planina empor, vor uns rechts den 1341 m hohen Rogopek, links die Zlatarica und die Tesla Planina. Hoch oben aber in den Schluchten wurde von Zeit zu Zeit ein Dorf oder einzelne Häuser sichtbar, über den v Staragorske Stjene Razdolje, rechts in bezaubernder Lage Dolnji-Stitarevo. Aber unsere Fahrt dauerte nur einige Stunden, dann musste sie wieder unterbrochen werden. Vor uns lag der Slap, eine Felsenenge von gigantischen Formationen, wo das ganze Flussbett von Felsklippen starrt. Nur ein schmales Rinnsal ermöglicht bei gutem Wasserstande das Passiren, und doch kommt es häufig vor, dass das Floss in dem brausenden Gischt zerschellt, dass die einzelnen Stämme weiter unterhalb aufgefangen und das Floss neu zusammengesetzt werden muss. Die Flösser lassen hier meist ihr Fahrzeug leer laufen, sie selbst schlagen den Landweg zur Umgehung des Slap ein. Es ist dies ein bedeutendes Hinderniss für die Schifffahrt, und die Regierung beschäftigt sich mit dem Gedanken der Sprengung der hauptsächlichsten Verkehrshindernisse. Die Kosten sind allerdings ziemlich bedeutend. Auch wir mussten vor der Einmündung der Zepa in die Drina am linken Ufer aussteigen. Unser bisheriges Floss blieb bis zu höherem Wasserstande liegen, denn jenseits des Slap erwartete uns bereits ein anderes Fahrzeug mit steirischen Flössern. Zwei Flösser aus der grünen Steiermark haben sich in diesem Theile Bosniens angesiedelt; sie schlagen Bauholz aus den unermesslichen Urwaldungen und bringen es zum Verkauf nach den Savegegenden, meist nach Schabatz und Belgrad. Da sie über kein grösseres Kapital verfügen, die Stämme der Forstverwaltung aber baar bezahlen müssen (freilich wenig genug), so ist ihr Geschäft mühsam und nicht besonders lohnend. Erst der Bau einer grossen Holzriese wie in den heimischen Bergwäldern könnte es ertragreicher machen. Die bosnische Bevölkerung nennt die beiden Steirer »Sterci«, jedenfalls abgeleitet von »Stajerci«, so aber mehr an den steirischen Sterz erinnernd und daher auch nicht schlecht gewählt. Diese Flösser erwarteten uns V — selbstverständlich ohne ihr Fahrzeug — vor der Zepamündung, und da sie einen Weg längs des Ufers, auf dem von einem Stein auf den ändern gesprungen werden muss, für »Europäer« mit ihren Fussbekleidungen als absolut unpassirbar bezeichneten, hiess es die Höhe hinanklettern. Es war ein entsetzlicher Geröllweg, kaum für Gemsen oder Ziegen einen — 206 —