türkischen Regierung auch in Bosnien angesiedelt wurden. Es kamen damals 30 Familien nach Sarajevo, doch vermehrten sie sich im Laufe der Jahrhunderte ganz bedeutend und gründeten auch andere Niederlassungen in Travnik, Tuzla, Mostar, Banjaluka etc. Ihre Sprache ist noch immer das Spanische, doch sind sie — wenigstens die männlichen Mitglieder — auch der Landessprache und anderer europäischer Idiome mächtig. Ihr Geschäftsgeist hat ihnen meist Wohlstand verschafft, auch gemessen sie eines guten Rufes bei der andersgläubigen Bevölkerung. Frauen und Mädchen kleiden sich noch orientalisch und zeichnen sich oft durch hervorragende Schönheit aus. Erwähnt möge hiei noch die dem Stadtbahnhofe gegenüberliegende neue Markthalle sein,£ein Gebäude von sehr gefälliger Bauart. Wie bereits gesagt, scheidet die Miljacka — gewöhnlich ein lammfrommes Wasser, zu Zeiten ein wilder Bergstrom — Sarajevo in zwei ungleiche Hälften. Das Geschäftsviertel befindet sich auf dem rechten Ufer, wo jetzt ein solider Quai — der Appel-Quai — den[Fluss eindämmt und wo eine elektrische Bahn den Verkehr nach der'rEbene vermittelt. Die Elektricitäts-werke sorgen zugleich theilweise für Beleuchtung der Stadt und Gebäude. Ueber die sogenannte »Lateinerbrücke« (Latin skit most) wenden wir uns auf die linke Uferseite, wo einst£ der Sitz sämmtlicher türkischen Behörden war. Da sehen wir zuerst die Careva-Dzamija — die Kaiser-Moschee — eines der ältesten Gotteshäuser Sarajevos, wenngleich architektonisch keine Besonderheiten bietend. Es war stets die offizielle Moschee, auf deren Minaret an Freitagen die Halbmondsflagge wehte. In ihrem Rücken, durch einen hübschen Garten mit weitem Vorhofe getrennt, steht der neue Konak, der gewesene Palast des Vali von Bosnien, erst 1868 erbaut. Heute ist er die Residenz des Landeschefs und kommandirenden Generals. Dem Konakhofe gegenüber erhebt sich das stilvolle Palais des Obergerichtes mit einem schönen, von offenen Korridors umgebenen gedeckten Hofe, welcher das Oberlicht durch ein Glasdach mit gelben Scheiben erhält. Unweit davon befindet sich am Bistrik das bereits erwähnte Regierungsatelier für Teppichweberei. Die grosse von Omer Pascha 1851 erbaute Militärkaserne steht unweit des Konaks auf dem Philippovic-Platz — einst At-Mejdan —, und hinter ihr beginnt der Aufstieg in die stillsten aller Türkenviertel, in die aber europäische Familien auch bereits einzudringen beginnen.