wir einem sonnigen Fleckchen an den zwei noch bestehenden mächtigen Cisternen zunahe kamen, zischte eine riesige Natter hervor, sich wieder in den Trümmern verlierend. Der Blick von der Burg aber trifft zwei Kulturwerke der Neuzeit: auf der einen Seite die Eisenbahn nach Metkovi<5, auf der ändern die prächtige Fahrstrasse nach Nevesinje. Der Abstieg von Stjepanograd war ein wenig angenehmer; mit theil-weise zerschnittenen Schuhen kamen wir wieder auf ebenem Boden an. In Blagaj werden wir noch auf eine neu errichtete Bierbrauerei aufmerksam gemacht, dann geht es zurück nach Mostar. Aus einem serbischen Gasthause hört man die langgezogenen melancholischen Töne der Gusla. Der Spieler recitirt die Geschichte vom Königssohne Marko, dem Haupthelden der südslavischen Volkspoesie: »Auf der weissen Kula Prilips tranken Kühlen Wein zwei treue Bundesbrüder: Einer ist der königliche Marko Und der and’re der Bosnjake Relja. Beide sitzen, kühlen Wein sie trinken, Bis der Wein die Wangen liess erglühen. Im Gebirge hab’ ich eine Vila, Eine Vila, meine Bundesschwester. Diese gab mir beide graue Falken, Und sie gab mir beide bösen Hunde Und ein Amulet aus reinem Golde. Damit siegte ich in so viel Kämpfen, Als im Jahre Tage Du kannst zählen. Mehr gilt mir die Vila als die Mutter! Wenn Du mir nun folgen wolltest, Relja, Diese Vila hast Du dir gewonnen. Fasse sie bei ihren weissen Händen Und wir wollen durchs Gebirg’ sie führen Bis nach Bazar, deinem weissen Hofe. Dort wirst Du mit ihr dich trauen lassen Und dadurch ein bess’rer Held noch werden.« Es wird immer später; der Guslar hat seinen Gesang noch nicht beendet, wir aber ziehen unseres Weges, um einen vorläufigen Abschiedstrunk im »Hotel Narenta« mit den Bekannten zu thun, denn am anderen Tage geht es nach der montenegrinischen Grenze. Einstweilen ist es die letzte Nacht in Mostar, aber nicht auf dem blutgetränkten Boden der schönen Hercegovina.