Die dicht an Trebinje grenzenden Ortschaften Mustaci und Gomiljani sehen heute schon ganz anders aus als noch vor wenigen Jahren, wo sie förmlichen Ruinenstätten glichen. Ueberall sind die Häuser ausgebessert, neu gebaut oder getüncht; die nach italienischer Sitte mit Steinmauern umzäunten Gärten prangten im üppigsten Grün, aus dem sich das silbergraue Laub der Olive wirkungsvoll abhob. Etwas abseits vom Wege bemerkten wir die ausgedehnten Trümmer des 1693 von den Türken zerstörten Klosters Tvrdoschi, aus denen heute noch auf die Mächtigkeit des Bauwerks geschlossen werden kann. Auf einer neuen Brücke, die von einer festen Kula flankirt wird, hatten wir die Trebinjöica übersetzt. Hier ist die Gegend noch gut bewohnt, überall stehen vereinzelte Häuser und lange Züge von Maulthieren und Eseln, die von Ragusa kommen oder dorthin zurückkehren, beleben das Landschaftsbild. Meist sind es Bäuerinnen aus dem Ragusaner Bezirke, die vom Markte in Trebinje kommen und die in ihren geschmackvollen malerischen Trachten lachend und laut schwatzend ihres Weges ziehen. Ein hübsches junges Mädchen, das nicht mehr gut zu Fusse schien, bat uns, sie im Wagen mitzunehmen. Das geschah mit Vergnügen, und so hatten wir eine fröhliche und erzählende Begleiterin. Nicht lange währt die bebaute Gegend, dann kommen wir in die Karstregion. Das Grün, welches sogar durch einen kleinen Wald als Anfang einer rationellen Forstkultur zum Ausdruck kam, verschwindet gänzlich und die wildeste grossartigste Gebirgswelt umgiebt uns. Nichts als graue, nackte Bergriesen ringsum, auf denen überall Karaulen — Wachthäuser — stehen. Wir zählten deren an der Strasse 18. Immer düsterer wird die Gegend; die Strasse steigt scharf an, um den Grenzwall zwischen der Hercegovina und Dalmatien zu übersetzen. In der Tiefe, in einzelnen Dolinen, liegen einsame Gehöfte, die sich kaum vom grauen Gestein abheben. Alles sieht verbrannt und verödet aus, entschieden die trostloseste Gegend des Landes. Auf Gluha-Smokva ist eine Gendarmerie-Kaserne; einige Häuser sind dazu gebaut, der Beginn einer Ansiedlung. Hier werden die Pässe revidirt, dann geht es weiter. Wir steigen bis zur höchsten Kuppe. An der Strasse steht ein Finanzwachgebäude, dazu einige elende Schänken. Ueber ihnen aber erhebt sich Fort Drieno, einst die wichtigste Strassensperre gegen das österreichische Gebiet, bekannt durch den tollen Dynamitanschlag Miroslav Hubmayers während der 1875 er Insurrektion. Jetzt blinken dort die bosnischen Uniformen herab; ihre Träger sehen von der luftigen Höhe weit ins Meer, ins blaue unendliche Meer, das vor unseren trunkenen Augen liegt. Wohl haben wir noch lange zu fahren, ehe wir auf den endlos abfallenden Serpentinen Ragusa erreichen, aber bald wird das liebliche — 373 —