der alten Adelsgeschlechter bezeichnen kann. Die Todtenklage um den Verstorbenen wird oft durch weibliche Figuren mit aufgehobenen Händen da rgestellt, auf anderen Steinen finden sich Stern und Halbmond (die alten Landeszeichen Illyriens), auch der gewappnete Arm mit erhobenem Schwert (das Wappen Bosniens und der Primorje). Am seltensten ist das Kreuz vorhanden, was wieder auf bogomilische Gräber schliessen lässt, da die Bogomilen alle religiösen Abzeichen verschmähten. Von Aftovac führt einer der wildromantischsten Wege dem Ursprung der MuSica entgegen zum Cemerno-Sattel. Der Weg ist wohl etwas hergerichtet, aber in dieser Gegend konnte er nicht besser angelegt werden. Nach abendländischen Begriffen wäre das obere MuSicathal eine ungangbare Bergschlucht, aber ein echt hercegovinischer Fusssteig führt bald auf dem einen, bald auf dem anderen Ufer, bald im Wasser, bald durch Gestrüpp und Felsengen aufwärts. Wo die senkrechten Thalwände hart an das verengte reissende Gewässer herantreten, ist er zwei Schuh breit und kaum mannshoch in den Felsen gehauen, der ihn in Form eines halben Tunnels überwölbt, sodass man durch ihn gebückt gehen muss. An breiteren Stellen öffnen sich mächtige Grotten, kühle' Rastpunkte mit hübschen Aussichten auf die jenseitigen Höhen. Dann steigt der Weg über schräge Felsplatten, in welche Stufen gehauen sind, um das Ausgleiten der Pferde zu verhindern. Nach einstündigem Wandern wird eine einsame, elende Hütte erreicht, wo eine kurze Rast gut thut. In tiefster Abgeschiedenheit und grossartig schöner Umgebung liegt der aus fünf Häusern bestehende Ort Vrba am Fusse des 1859 m hohen LebrSnik, dessen Kamm oben kahl, unten etwas bewaldet ist und auf den Hängen fette, grüne Matten trägt. Je näher man dem Fusse des Cemerno-Gebirges kommt, desto lieblicher wird das Thal. Aus Laub- und Nadelholz gebildeter Hochwald drängt zu beiden Seiten bis ans Wasser, überspinnt es mit seinen Schmarotzergewächsen, beschattet es mit seinen breiten Kronen. Hier in diesem entlegenen Erdenwinkel führen Schaaren von Singvögeln ein idyllisches Dasein. Da plötzlich stehen wir vor einer Felsenmauer, und hier beginnt einer jener Wege, von denen eine Beschreibung zu geben unmöglich ist. Wie Gemsen müssen die Pferde klettern, springen, fallen, gleiten — um diese Felstreppen zu ersteigen. Nach anstrengender Arbeit erreicht man v endlich den Cemerno-Sattel, und eine prachtvolle überraschende Aussicht lohnt für den mühevollen Weg. Senkrechte, in die Wolken ragende Felswände des Volujak und des Sedlo scheinen den Weg zu versperren. Am grossartigsten ist der Blick auf den Volujak, dessen Gipfel nur zehn Kilometer entfernt, der aber durch die tiefe Sutjeska-Schlucht vom Cemerno-Abfall geschieden ist. Ueber die steilen Felswände scheinen Nadelwaldungen zu klettern. Rechts steigt die Kuk-Planina hoch empor und hinter ihr erhebt der König der dinarischen Alpen, der Dormitor, — die »Himmels- — 34i —