Das Innere des geräumigen Gotteshauses bietet ein Gemisch von neuen und alten Kostbarkeiten, reich geschmückten und trostlos kahlen Stellen. Die grösste Merkwürdigkeit ist ein uraltes Gnadenbild Mariä, das bis zum Ende des 16. Jahrhunderts im Kloster Banja bei Priboj am Lim bewahrt und nach Einäscherung desselben hierher gerettet wurde. Es ist der Sage nach ein Werk des Evangelisten Lukas und soll völlig gleich sein mit den beiden anderen Bildern desselben Meisters, die sich auf dem v Berge Athos und in Jerusalem befinden. Das Bild in Cajnica — oder viel-mehr die beiden Bilder, denn die Holztafel ist auf beiden Seiten bemalt —• zeigt vorn Maria mit dem Kinde, hinten den Täufer Johannes, bärtig, Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zusammendrückend. Soviel zu erkennen, sind es sehr alte, aber keineswegs vorzügliche byzantinische Gemälde. Man sieht zwar unter dem Glas nur die geschwärzten Gesichter der Originale, doch sind auf den massiv silbernen und theilweise vergoldeten Platten, welche das Uebrige schützend verhüllen, die darunter liegenden Theile der Bilder in getriebenem Basrelief nachgeformt. Das schön geschnitzte Stufenzelt des Bildes, sowie die Kanzel und der Bischofsstuhl, endlich die zierliche Bemalung der mittleren Kuppel sind von einem renommirten griechischen Meister aus Veles in Makedonien um den Preis von iooo Dukaten hergestellt. Die Ikonostas, die dreithürige Zwischenwand, welche nach orthodoxem Ritus den Altarraum (Templon) vom Mittelschiff der Kirche trennt, ist dicht mit Bildern von sehr verschiedenem Werth und Alter, einer Auswahl aus den massenhaft aufgespeicherten Votivgaben der früheren Klosterkirche, behängt. Merkwürdig wegen der schönen und feinen Ausführung ist ein Bild, welches zwei Brüder Taskalovic aus Novibazar 1875 vollendet und gewidmet haben. Es stellt den Tod der heil. Maria in Verbindung mit einer Legende dar, wonach ein habgieriger Jude den Mantel der vom Sterbebett zum Himmel entrückten Jungfrau erfasste und nicht losliess, bis ihm der Erzengel Gabriel mit dem Schwerte die Hand abhieb. Die alte Wallfahrtskirche, dicht neben der neuen, ist ein nur wenige Fuss über dem Erdboden erhabener kellerartiger Bau von ganz schmucklosem Aeussern und eigentlich beispiellos verwahrlostem Innern. Durch ein enges und niederes Pförtchen, auf ausgetretenen halsbrecherischen Steinstufen, gelangt man in das einstige Heiligthum, das heute nur eine Art Rumpelkammer bildet. Es ist ja richtig, dass die Baubewilligung für christliche Kirchen in Bosnien an die Einhaltung gewisser sehr beschränkter Dimensionen gebunden war, wodurch die Erbauer genöthigt wurden, ihre Gotteshäuser halb unterirdisch anzulegen, damit wenigstens der Innenraum eine entsprechende Höhe erreichte; es konnte also kein besonderer Glanz entfaltet werden, selbst wenn die Mittel vorhanden gewesen wären. Dass man aber das alte Gotteshaus, das Jahrhunderte lang die Christen unter — 162 —