aber der Zoll behagte ihnen nicht, und so apostrophirt bald ein Fuhrmann den Pascha: »Höre mich, o Soko Mehmed Pascha! Wohl hast Wunderbares Du verrichtet, Eine Brücke hast gebaut Du, Pascha, Aber einen Fehler auch begangen: Angeordnet einen Zoll, den harten, Für den Wand’rer zwei Dinare, Für den Reiter aber vier Dinare. Und wer vier Dinare nicht besitzet, Dem wird Ross und Sattelzeug gepfändet. — Als dies hörte Soko Mehmed Pascha, Hat mit Recht den Zoll er aufgehoben.« Hier heisst es bei der Darbringung des Bauopfers nur, dass zwei Jungfrauen eingemauert wurden. In einem anderen Volksliede wird überhaupt nur von einer Frau gesprochen. Die erste, welche sich Morgens dem Baue nähern würde, sollte in die Pfeiler eingemauert werden. Unglücklicherweise war es die junge Frau des Meisters selbst, die trotz alles Flehens von den Bauleuten ergriffen wurde und das furchtbare Schicksal erlitt. An alle Burgen und Brücken des Landes knüpfen sich ähnliche Sagen, und noch Anfang der siebziger Jahre unseres Jahrhunderts, als die Trebinjaner eine Brücke über die Trebinjöica bauen wollten, stahlen sie auf Ragusaner Gebiet eine Kindesleiche, um sie in das Fundament zu vermauern! Am rechten Ufer der Drina steht auf einem kegelförmigen Berggipfel am Nordende eines Höhenzuges, der die Drina begleitet und mit dem gegenüber liegenden senkrechten Abfall der 700 Meter hohen Butkova-Stjena ein enges Flussdefile bildet, die alte Burg Starigrad, das heisst, die geringen Ueberreste der einstigen Akropolis von Vi§egrad. Ein von Gebüsch umwucherter Schutthaufen und ein zackiger geborstener Mauerrest etwas tiefer, das ist von jenem Bollwerk übrig geblieben, welches der Stadt den Namen gab. Fast alle Mauern zeigen sich als Fortsetzungen natürlicher Felswände. Auf einer Felsenklippe unterhalb steht aber ein alter Thurm, den die Volkssage mit dem serbischen Nationalhelden, dem Königssohne Kraljevic Marko in Verbindung bringt. Der Thurm ist kreisförmig gebaut, die Mauern 1,90 m stark, die Höhe heute noch 8 m, aber dem Erdgeschoss ist die Plattform erhalten, und da der untere Theil keinen eigenen Zugang hat, so musste der Weg zu demselben nothwendig über die Plattform führen. Mit dem oberen Theile von Starigrad stand der Thurm durch eine 1 m breite festgemauerte Gallerie, deren Reste noch sichtbar sind, in Verbindung. Der Zweck des Thurmes war offenbar der Auslug in das Drinathal. Unterhalb des Bauwerkes werden einige Vertiefungen in der Felswand, als »Markosstuhl« (Markovo sjedalo), Markos — i97