trinken, Cigaretten rauchen und im süssen dolce far niente den Tag verbringen, sind seltener zu finden, als bei uns jene Frauen, die nicht nöthig haben, sich um die Wirthschaft zu kümmern. Die Mohammedanerinnen in Bosnien sind jedoch schlimmer daran als ihre europäischen Schwestern; ihnen fehlen Theater und Concerte, sie haben keine öffentlichen Vergnügungen. Nur gegenseitige Besuche können die Langeweile ausfüllen und Ausflüge auf schön gelegene Punkte der Umgebung, wo dann »Teferic« (mit Picknick zu übersetzen) gehalten wird. Was aber an den bosnischen Mohammedanerinnen zu loben ist, das ist ihre Ordnungsliebe, Arbeitsamkeit, ihre Fertigkeit in Handarbeiten, besonders Stickereien und —• nicht zuletzt — die musterhafte Erziehung, die sie ihren Kindern angedeihen lassen. Besser erzogene Kinder als die türkischen, und zum grössten Theil gilt dies auch für die christlichen Kinder in Bosnien, können in keinem Lande gefunden werden. Unbedingter Gehorsam, Achtung und Ehrfurcht vor den Eltern bis ins späteste Alter sind die Grundbedingungen, und Verletzung eines dieser Grundsätze ist ein Verbrechen, das den Betreffenden von jeder Gesellschaft ausschliesst. Die Schulbildung ist noch verhältnissmässig selten, die Bildung des Herzens und Gemüthes meist vorhanden, und es scheint, als ob in dieser Richtung der Islam eine sehr erziehende Wirksamkeit ausgeübt hätte. Ueberhaupt macht man sich in Europa — auf dem Balkan spricht man von-‘den über der Donau und Save liegenden Ländern stets als von Europa — von dem internen mohammedanischen Leben ganz falsche Vorstellungen. Man glaubt den Schilderungen irgend welcher Touristen, die, oberflächlich oder garnicht sehend, ihre Erzählungen mit nicht erlebten Abenteuern ausschmücken, lieber, als den wirklichen Kennern, die freilich so manches Geheimnissvolle ihres Nimbus entkleiden und ohne Weiteres schreiben, dass auch die Moslims trotz der Polygamie und ¡ der Ab-geschlossenheit der Frauen Fleisch von unserem Fleisch sind, dass sich bei ihnen alles das findet, was wir in unserem Volksleben beobachten. Nur ein grösser Theil der Laster mangelt, und das ist entschieden kein Fehler. In Türkischer Friedhof auf Alifakovac. — 86 —