dem See durchzuschlüpfen. Ebenso verhält es sich in anderen Theilen der Vjetrenica, weshalb ihre Besichtigung im vSommer bedeutend leichter ist, als in einer anderen Jahreszeit. Ist man über den ersten See hinaus, so gelangt man zu einem der schöneren Punkte der Grotte. Hier stehen Tropfsteinsäulen, die mit dem Boden und der Decke verwachsen sind und andere, die von der Decke herabhängen. Weiter bemerkt man tief ansgehöhlte Steine, deren Höhlungen mit Wasser gefüllt sind. An dieser Stelle pflegen Besucher eine Zeit lang auszuruhen, wobei sie sich mit frischem Wasser laben, ihre Namen in die Säulen einritzen, Cigarretten anzünden u. s. w. Doch werden hier auch oft »die Pässe für die Weiterreise an-gefertigU, wenn sich die Besucher hinlänglich mit jenem Stoffe versehen haben, der nach König Davids Worten des Menschen Herz erfreut. Auch für Liederklang ist der Ort sehr geeignet, obwohl dies auch für andere Stellen der Vjetrenica gilt. Weiter wandernd gelangen wir abermals über eine sandige, etwa 40 Meter lange Fläche scheinbar an das Ende der Höhle. Wenden wir uns etwas links, so stehen wir vor einer Thür, bei deren Durchschreiten wir uns etwas bücken müssen. Vorüber an einer 5—6 Meter langen Geröllmasse gelangen wir zu jenem Theil der Höhle, der mit den Namen »Cejreci« bezeichnet wird. Hier ist die Grotte ziemlich hoch und an der Decke sieht man verschiedene klumpenförmige Tropfsteinbildungen, welche Fleischstücken ähneln, die zum Räuchern aufgehängt sind. Von diesen Gebilden hat der Platz seinen Namen (Cejrek = der vierte Theil eines Schafes). Etwa 30 Meter weiter gegen Süden zeigt sich zwischen nackten Felsen eine grosse Grube, in welche wir 10 Meter tief hinabsteigen müssen. Dieser Ort heisst »Pjati« (die Schüsseln). Die Entfernung vom Haupteingange bis hierher beträgt genau 200 Meter. Inmitten des Platzes erhebt sich ein 3 Meter hoher Stein, der von einer Seite leicht zu erklettern ist und einem Predigtstuhle gleicht. Oft haben hier Touristen erleben können, dass einer ihrer Mitgefährten diese Kanzel besteigt und mit einem Weinglase in der Hand ein »Gebet« für die glückliche Weiterreise spricht. »Pjati« wird der Ort wegen vieler tellerförmiger Aushöhlungen im Boden genannt, die auf natürlichem Wege durch das Wasser entstanden sind. Von hier an hebt sich die Grotte — soweit sie bis jetzt bekannt ist — allmählich, was sich schon daraus folgern lässt, das an diesem Punkte zur Winterzeit alle Gewässer der Vjetrenica zusammenströmen, um in einem am Ostrande der Pjati befindlichen Schlunde zu verschwinden und am Ende der Ebene, unterhalb der Vjetrenica, als Lukavica wieder hervorzubrechen. Die Lukavica ist ein fliessendes Gewässer, das auch im Sommer nicht versiegt. In der Mitte der Pjati befindet sich noch ein Hägelchen von 2—3 Meter Höhe, an welches sich der erwähnte Predigtstuhl anlehnt, während sich links davon ein etwa 100 Meter langer See ausbreitet, vielleicht der grösste in der Vjetrenica. Von den Pjati biegt der Weg nach Südwest gegen das Innere der Höhle und geht sodann bei geräumiger Breite und grösser Höhe über Felsen am rechten Ufer des Sees entlang, bis wir nach dem Verlassen desselben an seiner linken Seite auf einen beiläufig 30 Meter langen abgetheilten Raum stossen, welcher ganz mit Stalaktiten und Stalagmiten angefüllt ist. Schreiten wir in der Längsrichtung der Haupthöhle 100 Meter weiter, so finden wir den Boden unter unseren Füssen meist erdig, während die nächsten 100 Meter Weges mit Gerölle bedeckt sind, welches zur Winterzeit vom Wasser hereingeschwemmt wird. Nun sind wir 500 Meter vom Haupteingang entfernt. Hier giebt es schöne kleine Säulen, die gleichsam aus der Erde herauswachsen und mohammedanischen Grabsteinen ähnlich sind. Hinter den Säulen streicht ein mit der Haupthöhle parallel laufender Raum, welcher sich nach einer Längenausdehnung von 100 Meter wieder mit der ersteren vereinigt. Durchschreiten lässt sich der Nebenraum nicht vollkommen, denn am Ende desselben befindet sich eine grosse Vertiefung, auf deren Grunde man Wasser bemerkt. Setzen wir den Weg von den kleinen Säulen, d. i. von der Entfernung von 500 Meter, fort, so gelangen wir über theils sandigen, theils nackten Grund bis zu 600 Meter vom Haupteingange. Bevor wir diesen Punkt erreichen, müssen wir eine Grube 5 Meter tief hinabsteigen und gleich darauf wieder 7 Meter emporklimmen. Die Höhe der Grotte beträgt hier 10 Meter. Damit ist die Wanderung durch den bisher genau erforschten Theil der Vjetrenica beendigt. — 370 —