hundertjährige Greisin, die hier ihre Zeit zubringt, weil es immer etwas zu sehen und zu hören giebt. Der Kaufmann aber hatte in einem bosnischen Bataillon gedient, war zwei Jahre in Wien gewesen und hatte recht gut deutsch gelernt. Er war eingebildet auf Wien und als ihn der Bürgermeister fragte, wie gross eigentlich die Kaiserstadt sei, zog er einen Plan aus einer Schublade und indem er ihn riesengross ausbreitete, sprach er die stolzen Worte: »Wie die halbe Hercegovina ist Wien!« Der Aufstieg auf die Stefansburg (Stjepanograd) ist beschwerlich. Auf Ziegenpfaden, über Geröll, das unter den Füssen entweicht, muss die Höhe erklommen werden. Das erste Mal that ich dies unter den Strahlen einer afrikanischen Sonne bei fast 50 Grad C. Hitze. Es war 1885, wo ich die Tour mit dem in Dschedda gestorbenen Herausgeber der »Bosnischen Post« Dr. Makanec und Polizeikommissär Manigodic unternahm. Diesmal, im September, war die Temperatur zu Besteigungen viel besser geeignet. Die Ruinen der Burg sind gut erhalten und von bedeutender Ausdehnung. An einigen Steinen in der Höhe befinden sich glagolithische Inschriften (oder richtiger in der bosnischen Schrift des Alterthums: der »Bosanöica«), deren eine von dem ehemaligen orthodoxen Metropoliten Sava Kosanovid in Sarajevo entziffert wurde. Dieselbe lautet: »Hier sitzt als Gefangener Stefan Kosaöa, Herzog von Zahumlje«. Er wurde damals von seinem Sohne belagert, dem er die Braut weggeheirathet, der dann zum Islam übergetreten und mit einem türkischen Heere gekommen war, seinen Vater zu bekriegen. Stefan KosaSa, der Lehensträger des Königs Thomas Ostoi6 von Bosnien, hatte sich der Oberhoheit desselben entzogen und sich unter diejenige des deutschen Kaisers (1440) gestellt. Hierfür erhielt er den deutschen Herzogstitel und seitdem nannte er sein Land Hercegovina. Der bosnische König verweigerte die Anerkennung der neugeschaffenen Verhältnisse, berief im Jahre 1446 den Landtag nach Konjica ein, auf dem Herzog Stefan für illegitim erklärt wurde, falls er nicht durch den König von Rascien und Bosnien in seiner Würde neu bestätigt würde,, ebenso müsse er den Eid der Treue leisten. Wie bereits in einem früheren Abschnitt erwähnt, fasste dieser Landtag auf Drängen der päpstlichen Legaten und der Franziskaner strenge Beschlüsse gegen die Bogomilen; eine neue blutige Verfolgung trat ein und Herzog Stefan — selbst ein Bogomile oder Patarener — stellte 40 OOO auswandernde Bosnier unter seinen Schutz. Er verlachte die Beschlüsse des Landtages in seiner festen Burg, bis sich sein eigener Sohn gegen ihn wendete. Er starb als. dessen Gefangener 1466. Nach seinem Tode ging das Land in türkische Verwaltung über, die es bis 1878 nicht mehr verlor. Die einst blühenden Gefilde verödeten, das Volk wurde geknechtet und gedrückt, bis diesem endlich die Geduld riss und im Jahre 1875 eine Tscheta der Aufständischen auch bei Blagaj erschien. Ein Jahr später drangen die Montenegriner mit. — 322 —