Und so schreiten wir aus den Höhen Sarajevos wieder in die Strassen zur Miljacka hinab und statten dem Ghazi-Isa-Bade einen Besuch ab. Hier ist Alles neu und modern, aber die Einrichtung des türkischen »Hamam« ist geblieben. Ein anderes Bad befindet sich unweit der katholischen Kathedrale und dieses ist noch gänzlich im ehemaligen Zustande. Von aussen betrachtet, ist dieses Badehaus nur durch seine über verschiedenen Theilen der Bedachung sich erhebenden Kuppeln und durch ein grösseres Portal von einem gewöhnlichen besseren Wohnhaus zu unterscheiden. Durch eine mit einem schweren Vorhänge bedeckte Thür betritt man das Vorgemach oder die Vorhalle, welche sehr geräumig und hoch ist. Rings an den Wänden ist eine durch mehrere Stufen zu ersteigende hölzerne Estrade angebracht, die durch senkrecht gestellte hölzerne Gitterwände in mehrere Räume getheilt ist. Diese Abtheilungen, deren Boden für die ärmere Klasse bloss mit einem Teppich bedeckt ist, dienen zum Auskleiden. Badegäste, die einem höheren Stande angehören, und deren Aeusseres eine bessere Bezahlung hoffen lässt, finden in dem angewiesenen Auskleideraume, der auch auf Wunsch durch eine hölzerne Gitterthür abgeschlossen werden kann, einen Divan. In der Mitte der Vorhalle befindet sich ein Bassin mit einem Springquell. Ist nun der Badegast in den Auskleidekäfig getreten, so wird ihm durch den Badediener eine weite farbige Schürze und ein grosses weisses Tuch gereicht, das zur Bedeckung des Ober- und Unterleibes dient. Ein paar Pantoffeln — sogenannte »Nanule« —, die nur aus einer zolldicken, hölzernen Sohle und aus daran genagelten zollbreiten ledernen Riemen bestehen, vervollständigen die Badetoilette. Der Gebrauch der hölzernen Pantoffeln ist unbedingt nothwendig, da die Baderäumlichkeiten mit Steinplatten bedeckt sind, die unterirdisch erhitzt werden. Alter jüdischer Friedhof bei Sarajevo.