Der Zug überschreitet vor seiner Ankunft in der Station die Zeljeznica auf einer Brücke und hält endlich vor einem hübschen Bahngebäude. Wir sind in Bad Ilidze, in seiner gegenwärtigen Gestalt eine Schöpfung des finanzministers v. Källay. Die Quelle selbst war schon den Römern bekannt, die hier grössere Badeeinrichtungen be-sassen. In der Türkenzeit wurde das Wasser ebenfalls benutzt, doch waren die Anlagen mehr als primitiv. Ueber dem Bassin erhob sich ein einfacher Bau, der in nichts verrieth, dass man sich in einem Badeorte befinde. Für Unterkunft sorgten einige türkische Hans (Einkehr-Wirths-häuser), doch fehlte jede Bequemlichkeit. Ich lernte das Bad noch in seiner Ursprünglichkeit kennen und am Morgen der Erstürmung von Sarajevo, am 19. August 1878, während die Kanonen von den Höhen gegen die Stadt und die Stellungen der Insurgenten donnerten, nahm ich mit zwei Kollegen in Ilidze ein Bad. Eine Stunde später überfiel eine fliehende Streifkolonne der Aufständischen den Ort, und wir konnten Gott danken, der Niedermetzelung entgangen zu sein. Die nach der Okkupation eingetretene Entwicklung von Sarajevo und der Zuzug fremder Bevölkerung äusserten auch ihre Wirkung auf das Bad. Es wurden einige Bauten durch Dr. Kötschet und einen serbischen Kaufmann ausgeführt, die von der Landesregierung das Bad gepachtet hatten, es wurden einige Anlagen geschaffen, aber bald genügte der vorhandene Raum nicht den gesteigerten Ansprüchen und so nahm die Regierung die Angelegenheit in ihre Hand. Heute kann sich Ilidze getrost den besseren europäischen Badeorten an die Seite stellen. Seine Lage inmitten eines schönen Parkes am Ufer der Zeljeznica, überragt von dem 1248 Meter hohen, dicht bewaldeten Igman, ist unvergleichlich. Unmittelbar aus dem Parke führt eine 3^2 km lange Promenade mit Fahr- und Reitallee zu den wunderbar romantisch — 110 —