Mädchen bildet der Kopfputz. Das Mädchen lässt ihr Haar in Zöpfen frei über den Nacken hängen und schmückt es mit Blumen, Goldmünzen und dem üblichen Fez (der rothen türkischen Kappe). Die Frau hingegen trägt das Haar halbverhüllt. Der Fez bekommt oben einen tellerartigen, mit Perlen, Gold, Münzen oder anderem Schmuck reichverzierten Scheiteldeckel, den sogenannten Tepeluk. Von diesem herab hängt ringsum über das Haupt eine breite Seidenfranse, und um das Ganze wird, den Tepeluk freilassend, ein dunkles Tuch — die Jemenija — geschlungen. Niedere Schnabelschuhe, Pantoffeln oder weite gelbe Saffianstiefel vollenden die Haustoilette der Mohammedanerin. So prunkvoll die Kleidung, so reich ist oft der übrige Schmuck. Ein wichtiges Stück ist der^ Gürtel mit einer grossen, schöngeformten, mit Perlen oder Filigranarbeit geschmückten’Schliesse. Sonst sind noch Ringe, Armbänder, Ohrgehänge, Colliers, Diademe etc. gebräuchlich. Nie ist der Mohammedanerin der Schmuck reich und schwer genug. Sie zeigt aber diesen Reichthum nie auf der Strasse, sie ist gänzlich verhüllt durch einen langen, meist schwarzen, bis zur Erde wallenden Mantel (Feredza), der selbst die Fingerspitzen nicht sehen lässt, denn auch diese dürfen einem fremden Auge nicht gezeigt werden. Der Kopf wird derart in weisse Tücher eingehüllt, dass nur vor den Augen ein schmaler Schlitz zum Durchblicken übrig bleibt. Die Kleidung der Frauen der anderen Religionsbekenntnisse ist von der mohammedanischen Frauentracht abgeleitet. Die spanischen Jüdinnen unterscheiden sich nur wenig von den Mohammedanerinnen; nur die Haartracht ist insofern verschieden, als sie die Fransen des Kopftuches lang über die Schultern wallen lassen. In früheren Zeiten trugen die Spaniolinnen auch einen der Feredza ähnlichen Strassenmantel aus rother Seide und verhüllten das Gesicht mit weissen Tüchern. Die Tracht der Christinnen, wenn sie auch aus ähnlichen Bestandtheilen besteht, ist einfacher und wenngleich kostbar im Stoffe, in der Farbe bedeutend matter und ruhiger. Die katholischen Frauen, die mit Mohammedanerinnen immer in regem Verkehr stehen, nähern sich auch in der Kleidung mehr diesen, während die orientalisch-orthodoxen sich etwas von den ursprünglichen Trachtenvorbildern entfernen und namentlich die Dimije (Pluderhosen) nur bei Mädchen oder jungen Frauen gestatten. Die Bestandtheile des Männerkostüms sind die weite Pluderhose (Salvare) mit daran befestigten oder separaten Gamaschen (Tozluke), der Dzemadan, ein ärmelloser Leib, der die Brust bis zum Halse bedeckt; unter diesem eine Gjecerma, ein Aermelleib aus leichtem Stoffe; dann ein kurzer reichverzierter ärmelloser Rock (Fermen) und darüber in der rauhen Jahreszeit ein kurzer, mit Pelz verbrämter Mantel (Gunj). Ein besonderes Prachtstück des reiferen Mannes ist die Dolama, ein bis zu den — 94 —