die den ganzen Platz beschattet, dann weiter hinein ins Omblathal. Dicht vor Gravosa, an der Einfahrt in den Hafen vom Meere aus, die vom Scoglio Daxa mit hohem Leuchtthurm (verherrlicht durch eine Sage, die sich mit jener von Hero und Leander deckt) flankirt wird, mündet der hercegovinische Schlundfluss, einem mächtigen Meeresarme gleich, in die Adria. In majestätischer Breite tritt die Ombla — der angebliche Ausfluss der Trebinjöica — tief hinten im romantischen Thale direkt unter den Felsen hervor, sie treibt eine grosse Mehl- und Sägemühle und ist sofort für grössere Fahrzeuge schiffbar. Wir mussten unweit von der Einmündung der Ombla ins Meer in der Nähe des Palazzo Caboga Halt machen, um mit der Fähre über den Fluss zu setzen und am jenseitigen Ufer, immer im Angesicht des Meeres, die Fahrt fortzusetzen. Ueber Malfi, links die Inseln Calamotta und Mezzo, darüber hinaus Meleda in Sicht, kamen wir durch wundervolle Gegenden, durch die üppigsten Gartenanlagen, in denen malerische Landhäuser zerstreut lagen, nach Canosa (slavisch Trsteno), dem alten Besitzthum der Conte Gozze, berühmt durch seine tausendjährigen Platanen, unter deren Aesten ganze Regimenter im Schatten lagern können. Dieses Canosa ist vielleicht einer der interessantesten Punkte in ganz Dalmatien und auch der Park der Grafen Gozze ist einer Besichtigung zu empfehlen. Da unsere Pferde durch die stundenlange Tour bergauf und bergab einer Erholung dringend bedürftig waren, schenkten wir ihnen eine längere Rast, uns selbst Erquickung. Die zwei Gasthäuser sind nur primitiv, aber für Bier, Wein, vorzüglichen Schinken und Käse ist gesorgt. Dann hielten wir Siesta — soweit es bei der Neugier der Bevölkerung möglich war — im Schatten der Platanen. Nur noch eine kurze Strecke hatten wir gut befahrene Strasse, dann wurde der Weg fürchterlich. Die Strasse ist eine vorzüglich gebaute Chaussee, einst im Anfang des Jahrhunderts von Marschall Marmont angelegt und stets in gutem Zustande erhalten. Da sich aber der gesammte Verkehr zur See vollzieht, ist die Strasse fast gar nicht befahren. Sie ist wie frisch beschottert und nur eine feine braune Linie zieht sich ausgetreten durch die fürchterlichen Steine, wo Fussgänger oder ein Tragthier ihres Weges gewandert sind. Dabei führt der Weg in endlosen Serpentinen um jede Meeresbucht, er steigt hoch aufs Plateau und fällt sofort tief hinunter, um nach wenigen Minuten dasselbe Vergnügen von vorne zu bieten. Unter den glühenden Strahlen der Sonne, ohne eine Spur von Schatten, schleppten sich unsere Pferde dahin. So lange das Meer in Sicht blieb, war die Tour für die Menschen erträglich, dann aber kam das öde Karstgebiet, die Steinwüste, wie sie in der Hercegovina in dieser Trostlosigkeit nirgends zu finden ist. So weit das Auge reicht, nichts als grauer Stein, ein Meer von Steinen, dazwischen spärliche Wachholderbüsche und Salbei, ewig Salbei. Kein Ton unterbricht die Stille, keine Heerden, keine Menschen! — 377 -