242 Geschlechtes wie in allen civilisirten Ländern. Die Dohrotaner aber und überhaupt die meisten Bewohner der Ortschaften des katholischen Ritus am Kanale tragen kurze, vielgefaltete albanesisehe Beinkleider von schwarzem Zeuge, die Reichen von Seidenstoff: ferner schwarze Strümpfe und Schuhe, ein schwarzes Leibchen und darüber einen schwarzen Spenser und um die Lenden eine dunkelfarbige Binde. Auch das glatte Käppchen ist schwarz. Der Fremde wird meinen, dass die Leute in Iraner gehen. In der Mitte haben viele llangschar und Pistolen im Gürtel stecken , welche bei Wohlhabenden in Griff und Schaft von getriebener Silherarbeit sind. Ueber die Schultern haben die Männer der gemeinen Volksklasse die in Ragusa übliche Struka hängen. Uebrigens hat jede Gemeinde etwas Eigentümliches. Ganz verschieden ist das Kostüm der Risanoten. Die Zuppanesen kleiden sich fast so wie ihre Nachbarn, die Montenegriner. Die Frauen des civilisirten Theiles des Kreises kleiden sich wie überall, nur der Kopfputz weicht ab. Wie die Dalmatinerinnen lieben auch die Catareserinnen ihre Finger mit Ringen zu bestecken, ihre Haare mit vielen grossköpfigen goldenen oder silbernen Haar- ( nadeln zu beschicken. Die Lebensweise der ßocchesen ist sehr frugal. Die gewöhnlichen Gerichte sind Polenta, Reis, Seelische, Gemüse. Baccolä, Schaf- und Ziegenfleisch, da man Rindfleisch nur in Cattaro bekommt. In der Fasten- und Adventzeit wird in Cattaro, so wie im Litorale von ganz Dalmatien fast täglich Baccolä verspeiset. Kaffeh ist ’ auch sehr beliebt, und wird schwarz getrunken. Geistige Getränke, z. B. Rhum, Rosoglio, Branntwein, Cyperwein und der Landwein, werden häufig, ja selbst von kleinen Knaben und Mädchen getrunken 1). Das gemeine Volk begnügt sich mit Wein und Branntwein, Zwiebel, Polenta, Baccolä und Scoranze. Castradin gehört unter die Festtagspeisen , noch seltener ist frisch gebratenes Fleisch. Die Männer aus der gemeinen Volksklasse behandeln ihre Ehehälften eben so sklavisch wie die Morlaken. In der reichen Gemeinde Dobrota spielt die Frau des ') Der Branntwein ist überhaupt unter der gemeinen Volksklasse Datma -tiens ein sehr beliebtes Getränk, und wird dem Weine vorgezogen. Auch die benachbarten Türken halten sich an den Branntwein, da der Koran den Genuss des Weines verbietet. Ich habe hier türkische Handelsleute und Grundbesitzer kennen gelernt, welche Tag für Tag zwei bis drei Wiener Mass Branntwein tranken und daneben noch starken türkischen Tabak rauchten , ohne irgend ein Symptom von Betrunkenheit wahrzunehmeu. Selbst der sogenannte Levantina (2tgradig ■ Branntwein) stört ihr physisches und psychisches Gleichgewicht nicht, wenn sie auch eine gute Portion davon zu sich nehmen.