56 in die Domkirche von Spalato übertragen. Am 7. Mai wird alljährlich ein grosses Kirchenfest zu Ehren dieses Heiligen und Schutzpatrons der Diöcese Spalato gefeiert und eine Prozession gehalten, bei welcher die Reliquien des Heiligen herumgetragen und dem von allen Gegenden der Nachbarschaft herbeiströmenden Volke zum Kusse dargereicht werden. Eine eben so grosse Feierlichkeit hat am Charfreitagabend statt. Da wird Abends um 9 Uhr eine grosse Prozession gehalten, die Begräbnissfeier des Heilands symbolisirend. Es linden sich dabei allzeit bei 3000 Menschen, meistens männlichen Geschlechtes, ein, jeder eine flammende Wachskerze in der Hand haltend. So geht der Zug durch die taghell beleuchteten Hauptstrassen der Stadt und endet am Domplatz, wo dem gläubigen Volke vom Bischöfe oder seinem Vikarius der heilige Segen ertheill wird. Es ist dies ein grossarliger Anblick. In den Tagen der Charwoche werden alle Abende Predigten gehalten. Die Kirche ist nicht erleuchtet, lautlos verhält sich die versammelte Menge, und in die dunklen Räume ertiinl nur die ernste Stimme des Priesters am Hochaltar oder von der Kanzel herab, nach der italienischen Deklamationsweise mit stark inarkirten Bewegungen der Arme begleitet. So ist es auch in ändern Städten des exvenezianischen Dalmatiens. Dem Eingang der Domkirche 60 Schritte gegenüber befindet sieh der einstige Aeskulaptempel, welcher jetzt als Taufkapelle dient und Giovanni Bultisia genannt wird. Er formirt ein Parallelogramm von 22'/%' Länge und iS1/,' Breite und 18' Höhe und hat kein Fenster. Zu seinem Eingang führt eine kleine Treppe und vor demselben war ein kleines Peristyl, davon jedoch nur Bruchstücke übrig sind. Auch die Façade hat stark vom Zahn derZeit gelitten. Die Sofliten sind jenen im Theseustempellim Volksgarten zu Wien sehr ähnlich, und Adams glaubt, dass dieselben, so wie auch die Sknlpturarheiten, welche die Thorsteine zieren, und die Friese und Karniese, welche in- und auswendig am Mauerrande angebracht sind, von griechischen Künstlern gefertigt wurden. Die oben auf dem Gesimse ausgehauenen Vertiefungen lassen vermutheu, dass einst Statuen oben gestanden haben. Herr V. A n-drich in Spalato hat im Jahre 1846 au der Rückfronte dieses Tempels Nachgrabungen machen lassen, und an der Mauerwand eine in Stein gehauene, mit einem Lorbeerkranz umlauhte Kaiserkrone en relief aufgedeckt, und spricht in der Zeitschrift lu Dulmnziu (1846, Nr. 51) seine Meinung dahin aus, dass dieser vermeinte Aeskulaptempel eigentlich das Mausoleum des verstorbenen Kaisers Diokletian gewesen sei, und dass der antike Marmorsarg mit dem Basrelief, welcher gegenwärtig links beim Eingangsthor steht, die sterblichen Reste des Kaisers enthalten und einst in der Mitte des Tempels gestanden habe. — Ein