201 Ion, so dürfte an der Echtheit des Hildes, ungeachtet der Behauptungen der Eingebornen wohl zu zweifeln sein. Dasselbe ßewandtniss hat es mit der an einem Seitenaltare befindlichen Rnphael'schen Madonna della Seggiola als angebliches Original. In dem Archive des Kreis-amtes soll das Dokument gefunden worden sein, welches der Senat über den Ankauf dieses Bildes errichtet hatte. Da sich aber das unbestrittene Original dieses herrlichen Gemäldes bekanntermassen in Florenz befindet, so ist über die Originalität des Ragusanerexemplares ebenfalls mit Recht zu zweifeln. Eher dürfte es eine alte, bald nach der Existenz des Originals gefertigte Kopie sein. Es ist meisterhaft auf Holz gemalt und wird unter einer zum Verschieben eingerichteten Glastafel aufbewahrt, um es vor den Einwirkungen der Luft und des Kerzendampfes zu bewahren; denn von der Wachskerzenverschwendung, welche bei grossen Kirchenfesten hier zu Lande stattfindet, hat man iu unserem lieben Oesterreich keinen Begriff. Die Domkirche besitzt eine kleine Schatzkammer, wo viele Reliquien und andere durch ihr hohes Alter ehrwürdige fromme Spenden aufbewahrt werden. Darunter zeichnet sich ein sehr schön gearbeitetes Waschbecken von Silber aus. Unter den Reliquien befand sich auch die unverwesbar gebliebene Hand des heil. Stephan, Königs von Ungarn, welche im Jahre 1771. bei Gelegenheit als ragusanische Abgesandte während des russisch - türkischen Krieges bei dem kaiserlichen Hofe in Wien Schutz suchten, demselben zum Geschenke dargebracht wurde. Die Kaiserin Maria Theresia liess auf dieses Ereigniss eine Medaille prägen, davon ein Exemplar im Musen zu Zara aufbewahrt wird. Alsdann kam die Reliquie nach Ofen, wo sie noch ist, und noch heut zu Tage als ein grosses Kleinod den Fremden gezeigt wird. (Windisch, Geschichte der Ungarn. Pressburg 1778.) Die Zahl der übrigen in der Schatzkammer befindlichen, in Silber gefassten Beliquien dürfte 40 bis 5(1 erreichen. Die kleine Kirche S. Blasius ist ebenfalls in einem gefälligen italien. Style erbaut. Der heil. Blasius war Bischof zu Sehaste in Kap-padocien und starb unter Li ein ins im Jahre 313 den Martyrertod. Die Ragusaner wählten ihn zu dem Schutzheiligen ihrer Stadt und ihres Landes. Folgende Begebenheit gab dazu die Veranlassung. Die Venezianer beschuldigten in den Jahren 942 — 958 die Ragusaner eines geheimen Einverständnisses mit den Flibustiern der Narenta und wollten daher Rache an ihnen nehmen, nämlich die Stadt überrumpeln und plündern. Sie versuchten es wirklich. fanden sie aber in dem besten Vertheidigungsstande; denn ein Geistlicher hatte die Erscheinung des heiligen Blasius gehabt, welcher ihm das Vorhaben der Venezianer kundgab, daher man sogleich Anstalten zur