206 Bereiche des Geschützes des Forts Ravelino liegt, und so lange der Bazar dauert, ein Kanonier mil brennender Lunte neben der mit Kartätschen geladenen Kanone steht. Bisweilen kommen auch fromme Alttürken, welche sich inRagusa nach Alexandrien einschiffen, um von dort nach Mekka zu wandern, um am Grabe des Propheten ihre Andacht zu verrichten. Jetzt begeben sich auch Manche mit dem Dampfschiffe über Triest dahin. Dieses Gemisch der verschiedenartig kostuiuirten Menschen gewährl einen frappanten Anblick. Die Karavanen bringen und nehmen als Rückladung dieselben Waaren, deren unter dem Artikel „Handel“ erwähnt ward. Ausserdem bringen die Türken vieles Brennholz und Holzkohlen für das Militär, eine Menge Esswaaren, z. B. Geflügel, Eier, dürre Zwetschken, Käse n. s. w. Nur diejenigen, welche unverfängliche Waaren bringen, dürfen den Kordon überschreiten, die ändern aber sind durch eine kleine Zwischenmauer getrennt, daher man sich nur durch lautes Sprechen mit ihnen verständlich machen kann, und da gleichzeitig mehrere Parteien mit einander parlamentiren, so schien es mir oft wie ein Thurmbau zu Babel. Die für das Pestgift empfänglichen Waaren werden in das nahe Lazareth gebracht, welches mit dem Bazarplatz durch einen besondern Gang kommunizirt. Seit April 1850 aber ist man von der formalen Strenge, wie bereits bemerkt wurde, abgewichen. Da nun öffentlichen Blättern zu Folge auch die Pforte auf den vernünftigen Gedanken gerathen ist. sich an den zu Paris 1851 und 1852 verhandelten allgemeinen europäischen Sanitäfsmassregeln zu betheiligen, so ist zu hoffen, dass die noch bestehenden Schranken mit den ins Leben tretenden Vorkehrungen nach und nach wegfallen werden. Der freie Verkehr zwischen österreichischen und türkischen Un-terthanen hat bisher durch Schmuggler auf eine unverschämte Weise stattgefunden. — Ragusa behauptet einen grossen Vorzug vor den meisten anderen dalmatinischen Städten, indem aus zwei Höhrbrunnen lebendiges Quellwasser sprudelt. Dieses Wasser wird aus dem Thale Gionehetto bei Ombla, beiläufig vier Miglien weit, in einem gemauerten Kanale hergeleitet. Diese Wasserleitung entstand im Jahre 14W durch den Hydroteehniker Honofrio, welchen der Senat aus Neapel verschrieben hatte. Die erste Bestimmung war, der Tuchmanufaktur, welche der Senat durch einen gewissen Pietro P a n t e 11 a errichten liess, Wasser für die W alkmühle und Färberei zuzuführen. Im Sommer aber wird das Wasser bei dem langen Wege, welchen es zu durchlaufen hat, und wegen des Umstandes, dass der Kanal mehr an der Erdoberfläche und an vielen Stellen ober derselben liegt, völlig lau, oder bleibt ganz aus, da es die Anwohner am Aquädukt ungeachtet des Ver-boles abzuzapfen suchen.