191 Morlaken. Die Ragusaner Laudgeistlichen sind alle der italienischen und lateinischen Sprache kundig, und daher nicht mit den morlakischen Geistlichen in Parallele zu stellen, ln Rücksicht der Moralität der Bewohner der Stadt Ragusa selbst kann ich nur Gutes sagen. Ich hörte während meines vierjährigen dortigen Aufenthaltes niemals von einein Diebstahl oder Mord, welcher in dem YVeichbilde der Stadt vorgefallen wäre, was ich von Spalato nicht sagen kann. In körperlicher Beziehung ist der Ragusaner noch robuster als der Morlake, und ich sah deren viele von einem wahrhaft athletischen Baue und von der ausdruckvollsten Gesichtsbildung. Kleidungsart. Die Kleidungsart des gemeinen Volkes um Ra-•¿iisa ist unverkennbar orientalischen Ursprunges. Die Männer tragen weite, meistens kornblumenblaue bis an die Waden reichende Hosen mit unzähligen Falten. Dann kommen weisswollene Strümpfe und Opanken. Den Oberleib bedeckt ein gesticktes übereinandergeschlagenes Leibchen. Hals und Brust sind frei. Die Haare tragen viele bis auf ein Büschel am Hinterkopfe mit dem Rasiermesser abgeschoren. Diese Kopfschur alla Turca scheint noch von den Tartaren und Türken des Mittelalters herzustammen, welche den besiegten Slaven die Haare ab-schoren, um sie wenigstens dem Kopfe nach zu Mohammets Söhnen zu machen. Als Kopfbedeckung dient das rothe türkische Käppchen. Um die Lenden wickeln sie eine lange Binde, in welcher das Messer und die Pistolen stecken. Ueber die Schultern trägt Jeder einen vielfarbigen Shawl, Struka genannt, welcher nach den Vermögensver-liältnissen des Trägers von feinem oder grobem WollenstolFe ist. Im Sommer tragen die Männer kein Ueberkleid; im Winter aber einen groben Spencer oder Jacke, wie die Morlaken, oder auch Matrosenmäntel. Viele haben statt des Mantels eine grobe Wolldecke, in welche sie sich einwickeln, um sich gegen Wind und Regen zu schützen. Vielleicht ist diese Decke das griechische Oberkleid K\aina. Die Pri-morjaner kleiden sich fast eben so wie die Morlaken im Distrikt Ma-karska, die Brenesen wie die Bosniaken. Die Insulaner nähern sich in ihrem Habitus den Insulanern Dalmatiens. Die Trachten der Weiber sind in jedem Distrikt verschieden. In dem im Jahre 1841 in der M ii I-ler’sehen Kunsthandlung in Wien erschienenen Werke, betitelt: „das Königreich Dalmatien,“ sind die Kostüme der Ragusaner und der Dalmatiner überhaupt sehr gut abgebildet. Handel von Ragusa. In Bezug auf den Handel geniesst Ra-gusa in der Ferne eines unverdienten Rufes. Man ist nämlich des Glaubens, dass, weil es einst viele SeeschifTe gehabt hatte, so müsse es auch einen ausgebreiteten Handel gehabt haben. In den Zeiten des Mit-