243 Hauses eine wenigstens scheinbar untergeordnete Rolle, denn w enn z. B. ein fremder Herr das Haus betritt, entfernt sie sich samml den Töchtern alsogleich. Doch hin ich der Meinung, dass dies nicht Folge der Eifersucht, sondern vielmehr einer althergebrachten Gewohnheit ist. Uebrigens gemessen die Töchter von Dobrota des Rufes, dass sie unter den Schönen des Landes in vorderster Reihe stehen, so wie man dasselbe auch von den Mädchen von Sabbioncello und Blatta (auf der Insel Curzola) sagt. Ich habe nur ein paar Exemplare zu Gesicht bekommen, als ich mich einst auf dem Scoglio dedn Madonna dello Scarpello befand. Sie kamen in Gesellschaft einer ältlichen Frau, wahrscheinlich der Mutter oder einer substitnirten Tugendhüterin und eines Geistlichen in einem Nachen daher geschwommen. Der Geistliche las in dem Kirchlein der Madonna eine Messe, welcher sie beiwohnten, dann stiegen sie wieder in den Kahn und steuerten der Heimat zu. Wenn alle diesen gleichen, so sagt der Ruf nicht zu viel. So eine jugendliche Frische, ein solches Rosenroth auf den Wangen, war mir lange zuvor nicht zu Gesicht gekommen. Allein bei dem häutigen Genuss der geistigen Getränke, bei dem Mangel an Bewegung und bei der cenobitischen Lebensweise verwelken diese lieblichen Kinder der Grazien eben so schnell, als sie erblühen. Auf intellektuelle Bildung wird wenig geachtet. Jetzt dürfte man unter dem jungen Nachwuchs wohl wenige sogenannte llletterate linden, d. h. solche, welche des Lesens und Schreibens unkundig sind, aber unter den Frauen der früheren Generation wird es deren genug geben. Es kommt darauf an, ob die Letterale glücklicher sind als die llletterate. Die Dobrotaner bilden so zu sagen alle zusammen nur Eine Familie, denn sie verheirathen sieh alle unter einander und es ist ein höchst seltener Fall, dass sich ein junger Mann von Dobrota seine Lebensgefährtin in einer ändern Gemeinde aussucht. Sie sind daher alle unter einander verschwisterl und verschwägert oder wenigstens vervettert und der Mammon bleibt auch immer beisammen. Die männliche Bevölkerung des Kreises ist ein schöner Menschenschlag und voll kriegerischen Geistes und Muthes. So wie die Trachten in jedem Distrikte verschieden sind, so sind es auch die Sitten, besonders bei Heirathsfestliehkeiten, welche die Serben als wichtige Ereignisse ihres Familienlebens betrachten und daher auch häufig in ihre Volkslieder einweben, lieber die Sitten und Gebräuche der Risanoten und Pastroviehianer findet man Nachweisungen in dem Buche „Montenegro und die Montenegriner, Stuttgart 1837.“