205 1067, welche fort und fort an das erinnern, was geschah und was geschehen kann, erhalten furchtsame Geiuüther in einer fortwährenden Beängstigung. Wer das Schreckliche eines solchen Naturereignisses je empfunden hat, wird dies sehr erklärbar linden. Ich werde den furchtbaren Moment am Morgen des 7. August 1823 nie vergessen. Da man hier zu Land im Sommer der grossen Hitze wegen erst gegen Morgen am besten schläft, so lag auch ich noch in den Armen des Schlafes, als mich plötzlich ein heftiges Gerassel und Geprassel erwachen machte, und als ich die Augen aufschlug, sah ich wie sieh die Querbalken der Zimmerdecke hin- und herbeweglen; zugleich schrie meine Frau: „Gott stell uns bei, ein Erdbeben!“ Ich sprang schnell aus dem Bette, riss das Fenster auf, und da sah ich mehrere Menschen, die, wie sie im Bette lagen, auf die Gasse rannten und sich auf die Knie warfen, um Gnade vom Himmel herabzuflehen. Des Hauses Mauer, welches ich bewohnte, war von oben bis unten geborsten, und eben dieses Bersten und Sichwiederzusammenpressen der geborstenen Mauern hatte den Lärm verursacht. Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden, dann war Alles wieder so stille wie zuvor, gar kein Vorzeichen ging voraus. Die Schiffer, welche im Hafen in ihren Schiften schliefen, sagten, dass sie den Stoss deutlich vernommen hatten. Ragusa hat zwei Vorstädte, nämlich die Vorstadt Pille auf der Ostseite und die Vorstadt Ploce auf der Nordseite. Beide fangen gleich ausserhalb der Thore der Stadt an. Kaum die Hälfte der Häuser und Villen der Vorstadt Pille, welche meistens inmitten ummauerter Gärten stehen, sind seit der Verwüstung durch die Montenegriner hergestellt, da die einstigen Bewohnertheiis gestorben, tlieils ausgewandert sind, theiis die Geldmittel nicht hatten, sie wieder in bewohnbaren Stand zu setzen. Nur jene Häuser blieben verschont, welche in dem Bereiche der Geschütze der Festungswerke liegen, da sich die Zerstörer und Plünderer nicht dahin wagten. Vor dem Plocethor ist ein ummauerter Platz, wo dreimal die Woche der Bazar abgehalten wird. Die türkische Kara-vane versammelt sich in der Grenzstation Bergalo, ein kleines Dorf, eine kleine Stunde Weges, auf einer steinigen Anhöhe liegend, und wird von da durch ein Militärdetachement auf den Bazarplatz Morgens hin- und Abends zurückgeführt. Es kommen nicht selten bis 500 bepackte Pferde mit ihren Herren und Knechten, Türken und Griechen und Christen, Weiber und Mädchen und manche konimeu aus grösser Kntfernung, z. B. aus Skutari, Bosna - Serajewo, Mostar. Travnik, Trevigne, Stolaz, Novi-Bazar, Fogia u. s. w. Die Türken erscheinen nach der Sitte ihres Landes alle bewaffnet, und dennoch weiss man kein Beispiel von irgend einer Gewalttätigkeit. Es muss aber bemerkt werden, dass der Bazarplatz im