190 nische, und wesshalb man auch den Ragusaner im Italienisch-Sprechen sogleich von dem Dalmatiner unterscheidet. Religion. Die herrschende Religion war in Ragusa von jeher die römisch-katholische. Die alten Gesetze wachten streng sie unver-mischt zu erhalten. Den Orientalisch-Gläubigen, so wie überhaupt den Akatholischen war die Ausübung ihres Gottesdienstes stets versagt. Man berief sich auf eine alte Prophezeiung des heil. Franziskus von Assisi, welcher im Jahre 1220, als er das 21. Mal nach Ragusa gekommen war, und vom Senate gefragt wurde, wie lange die Republik bestehen werde, geantwortet haben soll: «dass Ragusa nur so lange seinen Wohlstand behaupten werde, als es den akatholischen Gläubigen seine Thore verschliessen werde.“ Ferner berief man sich auf eine andere des heil. Giacomodella Marca, welcher in der Kathedralkirche von der Kanzel herab gepredigt hatte: »dass die Republik nur alsdann ihre Existenz verlieren werde, wenn eine antikatholisehe Kirche in Ragusa erbaut werden wird.« Mehrmals versuchten es levantische und serbische Griechen beim Senate die Erlaubniss zu erwirken, sich in Ragusa gegen eine jährliche Abgabe ansiedeln zu dürfen, wurden aber jedesmal abgewiesen. Endlich gestattete man in Folge eines Vertrage« mit Russland dem Konsul dieser Macht, im Jahre 1780 in einem mit einer Mauer umfangenen Platze in der Vorstadt Pille eine kleine Kirche zu bauen. Dieselbe wurde von der Kaiserin Katharina II. mit vielen geistlichen Büchern und Gewändern ausgestattet. Unter der französischen Herrschaft sind viele Griechen aus Bosnien eingewandert, und noch mehr unter der gegenwärtigen. Die griechische Kirche unterstand bis zurZeit der Errichtung eines griechischen Bisthums in Dalmatien dem Bischöfe von Mostar. Auch die Israeliten waren in den Zeiten des Bestehens der Republik eben so wie in Spalato und Venedig allerlei Beschränkungen unterworfen. Einwohner. Charakter derselben. Fast alle Bewohner des Kreises sind Slaven, nur in der Hauptstadt haben sich , wie bemerkt, viele Griechen angesiedelt, welche vom Handel leben. Die Handwerker sind zum Theile Italiener. Der Volkscharakter ist seinen Grund-zögen nach der nämliche wie jener der Dalmatiner, mit welchen der Ragusaner Sprache, Klima und Boden gemein hat; allein der ragusa-nische Plebejer hat einen gewissen Anstrich von Civilisation, welcher ihn über den Morlaken erhebt, und mit dem der ragusanische Bauer anch nicht verglichen sein will, was offenbar eine Folge der bessern Gesetzgebung und Verwaltung ist. Der Senat hielt streng auf Sittlichkeit. Der Luxus wurde durch Gesetze beschränkt (Engel S. 292). Auch die Häuser des Landvolkes sind viel besser gebaut als jene der