987 Wochen zu ermitteln, welcher nicht selten mich verlängert wird. Während der Dauer dieser Uebereinkunft kann der Mörder in seine Heimat zuriiekkehren, ohne dass ihm ein Leid zugefiigt wird. Nun werden von Seite der Verwandten des Thäters die sogenannten Gevatter oder Fürbitter erwählet. Es begeben sich nämlich zwölf weibliche Verwandte des Mörders mit ihren Säuglingen an der Brust vor das Haus des nächsten Anverwandten des Getödteten und bitten unter jämmerlichem Heulen und Schluchzen im Namen des heiligen Johannes des Täufers um Verzeihung der That des Mörders. Nach einigem scheinbaren Widerstand werden die flehenden Weiber erhört. Nun werden von Seite der Verwandten des Getödteten 24 Richter gewählt. Ein derlei Richteramt nicht annehmen gilt fiir Schande. Es wird der Tag und Ort der Versammlung der Richter bestimmt. Am festgesetzten Tage erscheinen die Richter und Verwandten beider Theile sammt dem Mörder. Der durch den Mord am meisten betheiligte Verwandte bringt seine. Beschwerden vor, setzt die Schäden und Verluste, welche ihm aus dem Mord erwachsen, auseinander, und fordert die Männer der Gerechtigkeit auf, den Verbrecher nach den Nationalgebräuchen zu lichten. Der Schuldige trägt nun auch seine Vertheidigungsgriinde vor. Es bilden die nächsten Anverwandten einen Kreis, welcher der Bluttanz heisst. Der Geächtete erscheint wie eine Bestie auf allen Vieren kriechend. Die tödtliche Waffe, mit welcher er den Mord vollbracht hat, hängt ihm in wagrechter Lage um den Hals, und in dieser erniedrigenden Stellung bittet er dreimal den nächsten Anverwandten des Gemordeten um Vergehung. Dieser aber stellt sich erzürnt und unerbittlich und bittet den ältesten Richter, den Mörder aus dem Kreise hinauszudrängen. Dieser thut es, gibt dem Biisser einige Fusstritte. damit er zu Boden falle und mit dem Gesichte den Erdboden berühre: dann wendet er sich zu dem unerbittlichen Verwandten und bittet ihn mit lauter Stimme und im Namen des barmherzigen Gottes, dass er ihm seine Missethat verzeihen wolle. Nun beginnt von Seile der Weiber « ein nnisones Heulen und Weinen, ein Wehklagen Aller, die da versammelt stehen im grossen Rat he, und das dauert so lange, bis der unerbittliche Mann vortritt und dem am Boden liegenden armen Sünder die Hand zum Aufstehen reicht. Wenn er sich aufgerichtet hat, So nimmt er ihm die tödtliche Waffe vom Halse und bängt sie ihm auf die Schulter, küsst ihn auf die Stirne und erklärt, dass fr ihm um Gottes willen verzeihen wolle. Dann wendet er sich zu den Anwesenden und spricht ungefähr Folgendes: „0 ihr Alle, die ihr allhier versam-. melt seid, wisset, dieser Mann da war bis zur Stunde mein Feind, nun aber ist er mein Freund und Bruder.“ Alsdann wird eine kleine